07. Juni 2022, 16:33 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 07. Juni 2022, 16:33 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Drohende Fehlentwicklungen zu erkennen, bevor sie entstehen, das kann sehr viel Arbeit und auch Ärger ersparen. Da in diesen Fällen, vor allem bezogen auf Stadtquartiere, meist Bauchgefühl oder reines Beobachten nicht ausreicht, hat sich die Stadt Gelsenkirchen seit längerer Zeit mit der Idee eines Frühwarnsystems im Bereich Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit beschäftigt.
Durch die Teilnahme an einem deutschlandweiten Pilotprojekt des Bundeskriminalamtes hat sich für die Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit der Polizei die Möglichkeit ergeben, ein interdisziplinäres Analyse- und Frühwarnsystem mit wissenschaftlicher Unterstützung für die Stadt zu erarbeiten. Nach drei Jahren Forschungsarbeit ist nun das evidenzbasierte Analysewerkzeug „ELSA“ entwickelt worden, dass verschiedene Bereiche misst und auswertet. Dazu gehören die Themen (Behördliche) Kriminalprävention, Ressourcen, Behördenkooperation, Kriminalität, Ordnung, Wirtschaft, Wohnraum/Infrastruktur/Bebauung und Demografie/Integrationsbedarf/Bildung.
„ELSA“ stützt sich auf wissenschaftlich erhobene Belege, um den jeweils besten Weg für eine Reaktion auf bestehende Probleme und mögliche künftige unerwünschte Entwicklungen zu finden und so unterstützend entgegenzuwirken.
Oberbürgermeisterin Karin Welge freut sich, dass es der Stadt Gelsenkirchen gelungen ist, sich im Bewerbungsverfahren für die Entwicklung des Frühwarnsystems gegen mehrere namhafte Mitbewerber durchzusetzen: „Aufgrund des Engagements der Beteiligten, der Motivationslage und der in Gelsenkirchen vorhandenen guten Datenbasis ist die Wahl auf Gelsenkirchen gefallen. Ich bin sicher, dass wir mit dem Einsatz des Frühwarnsystems unserem Ziel, Präventionsarbeit zielgerichtet einzusetzen und so Quartiere vor negativen Entwicklungen bewahren zu können, ein deutliches Stück näherkommen.“
„Im Rahmen der Ordnungspartnerschaft packen wir an unterschiedlichen Stellen an, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Das neuerliche Projekt gibt uns ein weiteres Instrument in die Hand, mit dem wir frühzeitig etwaige Missstände erkennen können, um gemeinsam Lösungen zu finden“, zeigte sich auch Polizeipräsidentin Britta Zur erfreut über die Kooperation.
Innerhalb der einzelnen Module erfolgt die Betrachtung und Auswertung anhand verschiedener Daten, wie etwa Weg- oder Zuzüge, der Häufigkeit von Beschwerden beim Referat Öffentliche Sicherheit und Ordnung, der Meldungen über die Gemeldet-App, der soziodemografische Zusammensetzung des Quartiers oder auch Veränderungen im Bildungs- und Sozialbereich.
Durch die gleichzeitige Beobachtung und Auswertung unterschiedlichster Gebiete werden sehr viel früher Hinweise auf mögliche Entwicklungen erwartet, als es durch eine eindimensionale Auswertung möglich ist. Hans-Joachim Olbering, Referatsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung: „Ein Frühwarnsystem hilft uns bei strategischen Überlegungen im Hinblick auf den Einsatz der zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen.“
Die Stadt Gelsenkirchen prüft nun gemeinsam mit der Polizei und dem Bundeskriminalamt, wie sie dieses Frühwarnsystem zunächst in den Bereichen Sicherheit und Ordnung sowie Integration einsetzen kann, um langfristig drohende Fehlentwicklungen erkennen zu können. So kann die Möglichkeit geschaffen werden, das mittel- und langfristige Wirken städtischer Maßnahmen in Bereichen wie Sicherheit und Ordnung, Sauberkeit und Integrationsarbeit zu überwachen und die Verteilung von Ressourcen für die beteiligten Arbeitsbereiche gesamtstädtisch zu planen und zielgerichtet einzusetzen.
Gedacht ist dabei etwa an den frühzeitigen Ankauf von Problemimmobilien, die Stärkung gezielter Sozialarbeit in ausgewählten Quartieren, die temporäre Priorisierung von Einsatzschwerpunkten von GELSENDIENSTE und dem Kommunalen Ordnungsdienst sowie den Ausbau von Ordnungspartnerschaften vor Ort.
„Auch für die zahlreichen Integrationsherausforderungen wie Sprachförderung, Betreuung und Bildung in Kindertageseinrichtungen und Schulen oder Arbeitsmarktintegration ergeben sich Chancen, wenn man frühzeitig seine Kräfte bündeln kann“, ist sich der Leiter des Referats Zuwanderung und Integration, Uwe Gerwin, sicher. Er sieht die Integration von Migrantinnen und Migranten, von Zuwanderinnen und Zuwanderern und Geflüchteten als ressortübergreifende Aufgabe der kompletten Stadtgesellschaft. „Je früher wir Entwicklungen erkennen, umso besser können wir helfen und unterstützen.
Aufgrund des ordnungsrechtlichen Schwerpunktes von ELSA ist bei der Einbindung in die Verwaltung eine Federführung durch das Referat Öffentliche Sicherheit und Ordnung vorgesehen. Dem Ausschuss für Ordnung, Prävention und Verbraucherschutz wird das Frühwarnsystem in der heutigen Sitzung durch die Verwaltung zusammen mit dem Bundeskriminalamt vorgestellt.