21. Januar 2014, 16:14 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Früher war alles besser. Immer und grundsätzlich. So langsam komme auch ich inzwischen in ein Alter, in dem ich mich gelegentlich bei diesem Gedanken ertappe: Früher war der Sommer doch wärmer, der Winter kälter und die Stadt sowieso schöner. Aber stimmt das denn? War es wirklich alles besser – früher?
Oft habe ich den Eindruck, dass wir alle – auch ich, schließlich waren es die Jahre meiner Kindheit – in unseren Köpfen irgendwie die 1960er-Jahre als Idealzustand abgespeichert haben. Sogar diejenigen, die eigentlich zu jung dazu sind, um diese Jahre selbst miterlebt zu haben. Aber die Erzählungen und Bilder aus dieser Zeit sind einfach zu mächtig. Das brummende Ruhrgebiet und die rauchenden Schlote, die Vollbeschäftigung und die vollen Innenstädte – all das wirkt nach.
Das Revier war in den 1960ern noch das Revier, das stimmt. Und doch – genauso richtig ist es in der Rückschau auch, dass die Arbeit unter Tage, in den Walzwerken und am Hochofen in aller Regel vor allem hart, ungesund und erschöpfend war. Und wissen Sie noch, wie gelb die frischgewaschenen Hemden waren, wenn man sie von der Leine nahm, damals, in der guten alten Zeit?
Ja , es ist wichtig, sich an unsere Vergangenheit zu erinnern und sich bewusst zu machen, wo wir herkommen, was uns geprägt hat. Aber ich zweifle doch daran, dass jene Jahre zwingend die besseren waren. Und ich finde es einfach zu reizvoll, den Blick von der Vergangenheit schnell wieder in die Gegenwart und Zukunft zu richten – und gemeinsam mit Ihnen, mit den Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger an einer guten Zukunft für unsere Stadt zu arbeiten!
Denn es ist ja ein unheimlich spannendes Projekt, das uns da beschäftigt. Ein Gesamtprojekt, das aus vielen einzelnen besteht, die ineinandergreifen, die sich gegenseitig unterstützen und verstärken. Stadterneuerung, Wirtschaft und Bildung und sozialer Zusammenhalt – all das gehört ja zusammen.
Potenziale vergrößern und nutzen
Im Bereich der Stadterneuerung werden wir 2014 weitere Erfolge unserer Langfrist-Strategie sehen: Die aufwändige Aufarbeitung und Erschließung alter Montanflächen macht es möglich, dass auf das frühere Kraftwerksgelände Graf Bismarck nun weitere Familien und erste Unternehmen ziehen. Genauso wird uns die Umgestaltung öffentlicher Räume und Plätze auch in diesem Jahr beschäftigen, wobei in der Gelsenkirchener City wohl die Arbeiten und Fortschritte am Heinrich-König-Platz am meisten auffallen werden – während in der Buerschen Innenstadt die geplante Neunutzung des Hertie-Hauses für die stärkste Veränderung sorgen wird. Zudem wollen wir von 2014 an mit Unterstützung des Landes die Heilig Kreuz-Kirche Schritt für Schritt zu einem Zentrum für Begegnungen und Veranstaltungen entwickeln – damit dieses großartige Haus künftig auch so in den Stadtteil ausstrahlt, wie es seinem Potenzial entspricht!
Im Bereich der Wirtschaft sehen wir, dass sich eine neue Wirtschaftsstruktur durchgesetzt hat. Die Gelsenkirchener Wirtschaft ist kleinteiliger und vielfältiger geworden; mehr kleine und mittlere Unternehmen sorgen inzwischen für Beschäftigung – und die Zahl der Arbeitsplätze wächst in jedem Jahr, im Schnitt um etwa 1.000. Diesen Trend werden wir weiter unterstützen; damit er sich aber auch langfristig fortsetzen kann, wollen und müssen wir unsere Potenziale vergrößern.
Das heißt: Wir werden weiter in Bildung investieren und alles dafür tun, jungen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern die besten Voraussetzungen dafür zu vermitteln, etwas richtig Gutes aus ihrem eigenen Leben machen und damit auch zur guten Zukunft unseres Gemeinwesens beitragen zu können. Zur Zukunft einer Stadt, in der die Menschen gerne mal zurückschauen – aber eben auch wissen, was sie sich in den zurückliegenden Jahren selbst aufgebaut haben!
Glück auf!
Ihr
Frank Baranowski