28. Juni 2013, 14:49 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Ging es Ihnen nicht auch so, zum Ende der letzten Saison, als vor dem Champions-League-Finale die Aufregung kaum mehr auszuhalten war – dass Sie dachten: Mensch, es ist doch nur Fußball? Inzwischen ist der Hype abgeebbt, aber sicher ist: Das Spiel wird die Menschen weiter bewegen. Und unser Lieblingsclub nutzt diese Sommerpause für eine schöne Geste.
Sie werden es vermutlich aus der Zeitung erfahren haben. Oder aber Sie waren vor kurzem in einem BÜRGERcenter, in der Stadtbibliothek oder der Kfz-Zulassungsstelle – und haben dort oder an einer anderen Stelle städtische Beschäftigte in Fußballtrikots gesehen. In grün-weiß-schwarzen Trikots. In Trikots mit den Gelsenkirchener Stadtfarben, aber dem Schriftzug der Blau-Weißen darauf.
Schalke 04, unser bekanntester und erfolgreichster Sportverein, hat auf diese Weise seine neuen internationalen Auswärtstrikots vorgestellt. Die Aktion war eine schöne Idee des Clubs, und wir haben uns sofort bereit erklärt, dabei mitzumachen. Denn die neuen Trikots sind ja deshalb Grün, Weiß und Schwarz, weil das die Farben unserer Stadt sind. Weil es die Farben jener Stadt sind, in der S04 seine Heimat hat.
Ich finde es gut und freue mich, dass der Club – der ja übrigens mit seinem vollen Namen „FC Gelsenkirchen Schalke 04“ heißt – sich zu seiner Herkunft bekennt. Schließlich spielt diese Herkunft eine große Rolle: Die meisten Gelsenkirchener sind Schalke-Fans, viele unterstützen die Mannschaft Heimspiel für Heimspiel in der Arena. Die leidenschaftlichsten Schalker leben hier, nördlich wie südlich des Kanals.
Ohne Geschichte keine Faszination
Ohne die Verankerung in Gelsenkirchen würde die Faszination Schalke gar nicht funktionieren. Und ohne sie würde der Club auch außerhalb des Ruhrgebiets nicht diese Strahlkraft haben. Die Geschichten von Verein und Stadt sind nicht zufällig parallel verlaufen: Beide wurden von Bergarbeitern aufgebaut und galten zunächst als Underdogs; beide haben großartige, aber zwischendurch auch schwierige Jahre erlebt. Beide haben Umbrüche hinter sich und sich wieder neu erfunden.
S04 ist eine europäische, eine internationale Marke geworden – aber eine mit einer klaren Verankerung. Dass die Knappen sich dazu bekennen, ist konsequent und richtig. Es ist ebenso klug und richtig, wie die Erinnerung des Vereins an seine jüdischen Mitglieder, sein Engagement gegen Rechtsextremismus.
Dass die grünen Trikots in der kommenden Saison international zum Einsatz kommen, hoffentlich in der Champions League, das ist dabei ein weiterer schöner Punkt. Vielleicht trägt es dazu bei, dem großen internationalen Fußballgeschehen ein Stück Bodenständigkeit, ein Stück Bodenhaftung zu erhalten.
Glück auf!
Ihr
Frank Baranowski