04. Oktober 2022, 13:27 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Im Frühjahr 2020 hat die Stadt zwei große Nachhaltigkeitskonzepte auf den Weg gebracht: den Masterplan Mobilität und das Klimakonzept 2030/2045. Jetzt ist die Entwicklung der beiden Konzepte weitgehend abgeschlossen, die Maßnahmenvorschläge wurden auf einer öffentlichen Informationsveranstaltung am 21. September im Wissenschaftspark Gelsenkirchen vor gut 100 Interessierten präsentiert. Ziel beider Konzepte ist es, die Mobilität sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung in der Stadt zukunftsfähig für die nächsten Dekaden aufzustellen.
„Sowohl der Masterplan Mobilität als auch das Klimakonzept kommen genau zur rechten Zeit“, betonte Stadtbaurat Christoph Heidenreich bei der Informationsveranstaltung: „Zum einen ist der Handlungsbedarf, sich in Sachen Mobilität und Klima für die Zukunft gut aufzustellen, deswegen gegeben, weil alte städtische Konzepte wie der Verkehrsentwicklungsplan und der Green City Plan ausgelaufen waren. Und zum anderen macht uns die aktuelle Weltlage mit Extremwetterereignissen als Folge des Klimawandels und der Energiemangellage in Folge des Ukrainekrieges mehr als deutlich, dass andere Zeiten angebrochen sind und wir Mobilität und Klima neu denken müssen. Ein weiter so kann es nicht geben.“
Erstellt wurden beide Konzepte von externen Planungsbüros im Auftrag der Stadt. Der Masterplan Mobilität von der Planersocietät aus Dortmund, das Klimakonzept von einem Konsortium aus sechs Unternehmen unter Federführung der Essener Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft, beides Partner mit umfangreicher Expertise in kommunaler Mobilitäts- und Klimaschutzplanung. Beide Konzepte wurden von Anfang an auch gemeinsam gedacht, denn, so Stadtbaurat Heidenreich: „Die Klimawende braucht die Mobilitätswende und umgekehrt.“
Die beteiligten Planungsbüros stellten ihre Maßnahmenvorschläge im Rahmen der Veranstaltung vor. Dabei wurden die Komplexität und die vielen verschiedenen Handlungsfelder deutlich, die diese Konzepte berücksichtigen. Zu Beginn der Entwicklungsphase standen zunächst umfangreiche Analysen des Ist-Zustandes. Anschließend wurde ein Katalog aus kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen erarbeitet und mit einer Zeit- und Ressourcenplanung hinterlegt. Dabei wurden kontinuierlich auch die Ideen von Bürgerinnen und Bürgern – beispielweise über Online-Befragungen – berücksichtigt. Der Masterplan Mobilität enthält insgesamt 64 Maßnahmen, das Klimakonzept 42.
Für den Masterplan Mobilität formulierte Christoph Neumann, Leiter des Referates Verkehr, folgendes Ziel: „Wir wollen durch die Förderung einer möglichst emissionsfreien und multimodalen Mobilität zum einen nennenswert CO2 einsparen und die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern.“ Durch welche konkreten Maßnahmen das passieren kann, erläuterte Gernot Steinberg von der Planersocietät. Ein wichtiger Punkt sei beispielsweise der Rückbau von Parkplätzen im Rahmen einer kommunalen Parkraummanagement-Strategie, um so wieder mehr Fläche für andere Verkehre in der Stadt zu gewinnen, etwa für den Fuß- oder den Radverkehr. Ebenso ist die Weiterentwicklung des ÖPNV-Netzes, worunter auch der Ausbau der Straßenbahnlinie 301 fällt, ein zentrales Handlungsfeld des Konzeptes sowie eine verbesserte Lenkung der Kfz- und Wirtschaftsverkehre. Begonnen wird mit dezidierten Netzuntersuchungen, um die erforderliche Grundlage für die Entwicklung beispielsweise eines Schnell-Langsam-Netzes zu bekommen.
Das Konzept enthält auch konkrete Vorschläge zur Erweiterung des Radverkehrsnetzes und der Verbesserung der Radwegeinfrastruktur insgesamt und dort besonders zu Lückenschließungen im Radwegenetz. Dem Thema Fußverkehr und Straßenraumgestaltung wurde bei Haushaltsbefragung im Rahmen der Konzeptentwicklung viel Bedeutung beigemessen: Es wurde der Wunsch nach breiten und attraktiven Fußwegen geäußert, auch dazu formuliert der Masterplan Maßnahmen. Unterm Strich lässt sich als Ziel des Masterplanes formulieren: Mittel- bis langfristig soll in der Stadt (wieder) der Mensch im Mittelpunkt der Mobilität stehen, nicht das Auto.
Eines der zentralen Ziele für das Klimakonzept umriss Sabine Lohoff von der Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft folgendermaßen: „Nur etwa 1 Prozent des aktuellen Wärmeverbrauchs in Gelsenkirchen kommt aus erneuerbaren Energien – da ist noch viel Luft nach oben.“ Wichtig sei es, alternative und erneuerbare Energien zu fördern, etwa die Photovoltaik oder die Energieversorgung durch Wasserstoff. In beiden Bereichen gibt es bereits vielversprechende Grundlagen in der Stadt, etwa durch die gezielte Förderung von Photovoltaikanlagen oder die Initiative Klimahafen Gelsenkirchen, ein Zusammenschluss Gelsenkirchener Unternehmen und der Stadt, der klimaneutrale Energieversorgung erprobt. Ebenso ein zentrales Feld: eine zukunftsfähige kommunale Wärmeplanung unter Berücksichtigung des Ausbaus des Fernwärmenetzes.
Das Konzept formuliert auch Maßnahmen, wie die Stadtverwaltung selbst einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann, etwa durch klimaneutrale Beschaffung oder die energetische Sanierung ihrer Liegenschaften.
Ein ganz zentraler Baustein des Klimakonzeptes ist Stadtentwicklung und Stadtgestaltung, die sich an die Folgen des Klimawandels anpasst. Fakt ist: Die Städte müssen kühler werden. Hier formuliert das Konzept Maßnahmen wie die Begrünung von Straßenzügen, die Installation von Schattenelemente oder die Entsiegelung von Flächen.
„Uns ist klar, dass die Klimakrise eine globale Herausforderung ist, zu deren Bewältigung wir als Stadt nur einen kleinen Beitrag leisten können“, so Dr. Thomas Bernhard, Leiter des Referates Umwelt der Stadt. „Aber wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Unsere Konzepte bieten dafür eine sehr gute Grundlage“, zeigte sich Bernhard überzeugt.
Nach der öffentlichen Vorstellung der beiden Maßnahmenkataloge erfolgt bis Ende des Jahres noch die politische Beteiligung. Final verabschiedet werden die beiden Konzepte durch den Rat der Stadt, voraussichtlich in seiner letzten Sitzung 2022 im Dezember. Danach kann die Umsetzung der Maßnahmen starten.