21. Oktober 2022, 13:45 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 21. Oktober 2022, 13:45 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Ganz ohne fossile Energieträger wie Gas oder Kohle soll das Wohnquartier auskommen, das nun am südlichen Rand des Glückaufparks in Gelsenkirchen-Hassel gebaut wird. Möglich macht es ein innovatives Konzept zur Energie- und Wärmeversorgung der Zukunft, zu dem auch ein Geothermiefeld zählt.
Mit dem Geothermiefeld ist jetzt ein wichtiger Bestandteil des innovativen Energiekonzepts des Wohnquartiers fertiggestellt, das die Voraussetzung für die Entstehung des Wohnquartiers ist. Noch in diesem Jahr soll der Bau der ersten Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser beginnen. In Summe entstehen rund 200 Wohneinheiten davon 36 als Einfamilienhäuser. Das neue Wohnquartier ist bereits komplett vermarktet.
„Das, was hier umgesetzt wird, zeigt beispielhaft wie die dringend nötige Energiewende möglich ist. Die dezentrale Versorgung mit Wärme und Energie ist höchst effizient, nachhaltig und bezahlbar. Damit setzt dieses Wohnquartier Maßstäbe“, fasste Oberbürgermeisterin Karin Welge ihre Eindrücke nach einem Besuch der Baustelle am Freitag, 21. Oktober, zusammen.
Die Umsetzung und den Betrieb übernimmt die eigens gegründete Grüne Quartiere GmbH mit den Gesellschaftern Avacon Natur GmbH, Uniper Wärme GmbH und E.ON Energy Solutions GmbH.
„Wärme, aber auch Kühlung bezieht das Hasseler Quartier aus einem Geothermiefeld. Dafür wurden 26 Erdsonden je 130 Meter tief in die Erde verbracht. In einem zentralen Pufferspeicher wird überschüssige Wärme gespeichert und bei Bedarf genutzt“, erklärte Ludger Brink, einer der beiden Geschäftsführer der Grüne Quartiere GmbH und bei Uniper Wärme für den Bereich Finanzen und Energiewirtschaft verantwortlich. „So nutzen wir das Speicherpotenzial des Erdreiches, das heißt, das Netz kann im Sommer die kühlen Temperaturen sowie im Winter die wärmeren Temperaturen des Bodens nutzen.“ Bei Spitzenlasten werde eine zentrale Wärmepumpe in einem sonst dezentralen System eingesetzt, für Strom sorgen Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtfläche von rund 1.800 Quadratmetern, führte Ludger Brink weiter aus.
Sandra Nierfeld, Geschäftsführerin der RAG Montan Immobilien: „Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir für alle unsere ehemaligen Bergbauflächen innovative und nachhaltige Nachfolgenutzungen zu entwickeln, die in die Zeit und die Region passen. Hier sind wir auf starke lokale Partner angewiesen, die ähnliche Ambitionen haben wie wir. Im Wohnquartier am Glückaufpark wird ein einmaliges modernes Energiekonzept umgesetzt, das wichtige Zeichen für die Zukunft setzt. Auf das Ergebnis können wir alle stolz sein. Gerade in der heutigen Zeit, in der das Thema Energieversorgung eine so wichtige Rolle spielt, sollte dieses Projekt Vorzeigecharakter haben.“
In der Siedlung wird das von E.ON entwickelte, dezentrale Niedertemperaturnetz ectogrid eingesetzt, das mehrfach ausgezeichnet wurde.
„Das Energiesystem kombiniert optimal Heizen und Kühlen. Das ectogrid arbeitet dabei wie eine große, über das Quartier verteilte thermische Batterie. Aus dieser kann Wärme und Kälte entnommen werden oder sie wird eingespeist. So wird der Wärme- und Kältebedarf lokal ausgeglichen. Die Temperatur im Netz kann je nach Verbrauch und Jahreszeit mit geringem Energieaufwand entweder erhöht oder gesenkt werden. Und die rund 60 dezentralen Wärmepumpen in den einzelnen Gebäuden passen die Temperatur für die Bewohner bedarfsgerecht an.“ erläuterte Patrick Schneckenburger, einer der beiden Geschäftsführer der Grüne Quartiere GmbH und bei E.ON für den Bereich der nachhaltigen Energielösungen verantwortlich. Gesteuert wird ectogrid über eine Software. Der Betrieb der technischen Anlagen erfolgt über die vor Ort ansässige Uniper Wärme GmbH. „Wir freuen uns Teil dieses innovativen und nachhaltigen Quartiers zu sein und unsere Stärken und Expertise hinsichtlich Wärmeversorgung und Kundendienst einbringen zu können“ ergänzte Ludger Brink.
Selbstverständlich sind solche Wohnquartiere wie in Gelsenkirchen-Hassel noch nicht. Vielmehr ist es eines von vier geförderten Quartieren des Projektes „TransUrban.NRW“, das als „Reallabor der Energiewende“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bis zum Jahr 2025 gefördert wird.
Für die Energiewende wurden und werden in Gelsenkirchen weitere innovative Konzepte umgesetzt, zum Beispiel im interkommunalen Stadterneuerungsprozess Hassel.Westerholt.Bertlich, wie Stadtbaurat Christoph Heidenreich erläuterte: „Die an die Zeche Westerholt angrenzende Meistersiedlung ist seit 2015 an ein Nahwärmenetz angeschlossen, das Grubengas nutzt. Zuvor wurde in der Siedlung noch mit Kohle geheizt. Die renovierten Torhäuser der ehemaligen Zeche Westerholt werden ebenfalls mit umweltfreundlicher Nahwärme beheizt.“ Möglich machte es die Projektförderung „Energielabor Ruhr“ aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ das von 2014 bis 2018 Quartierskonzepte zur energetischen Stadtsanierung unterstützte. „Die Neue Zeche Westerholt wird derzeit zu einem Standort für Gewerbe, Dienstleistung und Wohnen entwickelt und setzt dabei auch auf eine innovative und dezentrale Energieversorgung“, so Heidenreich.
Der Bau der neuen Siedlung am Glückaufpark ist ein weiterer Schritt der Entwicklung im Gelsenkirchener Norden, die Oberbürgermeisterin Karin Welge insgesamt positiv bewertete: „Der Glückaufpark auf einem ehemaligen Kokereigelände, die Entwicklung der Neuen Zeche Westerholt, bereits bestehende Siedlungen wie die Am Bachlauf auf einem einstigen Kraftwerksareal sowie die gesamte interkommunale Stadtentwicklung Hassel.Westerholt.Bertlich zeigen, dass wir auch hier auf einem guten Weg sind. Auf ehemaligen Industriegebieten schaffen wir attraktive Wohnquartiere für unsere Bürgerinnen und Bürger, bieten Möglichkeiten für Freizeit und Erholung und entwickeln neue Gewerbegebiete. Das alles verbinden wir zudem mit innovativen Energiekonzepten, die wir für den Klimaschutz und angesichts knapper und teurer werdender Ressourcen dringend brauchen.“
Bildnachweis (v.li.): Ludger Brink, Patrick Schneckenburger (beide Geschäftsführer der Grüne Wohnquartiere) und Sandra Niefeld (Geschäftsführerin RAG Montan Immobilien) im Austausch mit Oberbürgermeisterin Karin Welge. Beide Fotos Martin Schmüdderich für die Stadt Gelsenkirchen.
Bildnachweis (v.li.): Ludger Brink und Patrick Schneckenburger (beide Geschäftsführer der Grüne Wohnquartiere), Sandra Niefeld (Geschäftsführerin RAG Montan Immobilien), Oberbürgermeisterin Karin Welge, Christoph Rademacher (EON), Andre Hensing und Martin Feldmann (beide Uniper).