18. April 2023, 14:12 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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In Gelsenkirchen gibt es aktuell vier Berufskollegs mit insgesamt sieben Standorten, zum Beispiel das Berufskolleg Königstraße. Bildrechte: Gerd Kaemper
Die Stadt Gelsenkirchen will ihre Berufskollegs fortentwickeln und zu zukunftsweisenden Lern- und Lebensräumen für jungen Menschen ausbauen. Dazu wird derzeit ein neuer Schulentwicklungsplan erstellt, der die Grundlage für künftige Maßnahmen und Investitionen an den Gelsenkirchener Berufskollegs bilden soll. Die Ergebnisse der Bedarfserhebung und Raumbegehungen werden von heute an in mehreren Runden mit Bildungspartnern, Unternehmen, Verbänden und Expertinnen und Experten diskutiert.
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Die berufliche Bildung hat in unserer Stadt eine hervorgehobene Bedeutung. Sie ist bildungs-, wirtschafts- und integrationspolitisch existentiell wichtig für Gelsenkirchen. Weil wir weiter steigende Schülerzahlen erwarten und zudem an allen Berufskollegs einen teilweise erheblichen Sanierungsbedarf haben, wollen und werden wir in den kommenden Jahren investieren, und zwar sehr umfangreich.“
Die Oberbürgermeisterin plädiert dafür, dabei nicht nur isolierte Maßnahmen vorzunehmen, sondern den Erneuerungsbedarf im Zusammenhang sehen. Karin Welge: „Wir wollen und werden die Berufskollegs insgesamt zukunftsgerecht ausstatten und zugleich deutlich fortentwickeln. In den dafür nötigen Diskussionsprozess steigen wir jetzt ein. Auch Um- und Neubauten sollen in der Diskussion kein Tabu sein, wenngleich klar sein muss, dass wir dafür erhebliche Ressourcen benötigen.“ Es gehe darum, das gesamte Gelsenkirchener Berufsbildungssystem zu stärken. Im Resultat könne, wenn das die Bedarfsprüfung ergebe, als eine Möglichkeit auch ein neuer Bildungscampus entstehen.
Bereits seit gut einem Jahr arbeiten Prof. Dr. Detlef Buschfeld und Dr. Benno Göckede von der Universität zu Köln, ausgewiesenen Experten für Planungsprozesse in der beruflichen Bildung, an dem Schulentwicklungs-Gutachten. Die Wissenschaftler prognostizieren einen Anstieg der Schülerinnen- und Schülerzahlen für die kommenden Jahre. Sie gehen von einem Anstieg von 8.767 auf 9.366 aus – vom Schuljahr 2021/22 bis 2031/32.
Der Schulformsprecher der Berufskollegs, Uwe Krakau, erwartet dadurch eine Zunahme des Stellenwerts dieses Bildungszweigs: „Die Berufskollegs sind entscheidend für eine der großen Aufgaben der kommenden Jahre: die Fachkräftesicherung. Für viele Unternehmen und in etlichen Branchen ist das ein drängendes Thema, etwa im Handwerk, wo wir vielfach Nachwuchsprobleme haben, bei der Stellenbesetzung wie auch der Fortführung der Betriebe. Auch die Energiewende als große gesamtgesellschaftliche Zukunftsfrage kann nur gelingen, wenn die Personalfrage nicht zum Engpass wird.“
Genauso wichtig sei die Integrationsleistung der Berufskollegs: „Gemeinsam mit den ausbildenden Betrieben bringen die Berufskollegs junge Menschen in Arbeit und geben ihnen einen Platz in der Gesellschaft. In einer ohnehin vielfältigen Stadt ist das eine enorm wichtige Aufgabe, die nach dem Fluchtgeschehen von 2015 und angesichts der Flucht aus der Ukraine nochmals an Bedeutung gewonnen hat.“
In Gelsenkirchen gibt es aktuell vier Berufskollegs mit insgesamt sieben Standorten. Während am Hans-Schwier-Berufskolleg vor allem Landesfachklassen unterrichtet werden, bilden das Berufskolleg am Goldberg, das Berufskolleg Königstraße und das Berufskolleg für Technik und Gestaltung (btg) vornehmlich für den lokalen und regionalen Arbeitsmarkt aus. Im Zuge des Erneuerungsprozesses sollen ihre Profile geschärft und die Zusammenarbeit insgesamt intensiviert werden. Das Gutachten regt deshalb im aktuellen Entwurfsstadium eine Organisation entlang der Berufsfelder Wirtschaft und Verwaltung (Goldberg), Gesundheit, Erziehung, Soziales, Ernährungs- und Versorgungsmanagement (Königstraße) sowie Ingenieurwesen mit Elektro-, Metall- und Bautechnik und Gestaltung (btg)an.
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Wir haben steigende Schülerzahlen, wir haben wirtschaftliche Umbrüche, wir haben einen baulichen Bedarf – und Bildungseinrichtungen, die ihr Profil schärfen und ihre Zusammenarbeit weiter verbessern wollen. Das ist die Ausgangslage. Aus der wollen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen.“
Das gehe nur gemeinsam, weil berufliche Bildung viele Akteure hat und von vielen Partnern betrieben wird, ergänzt Klaus Rostek, Leiter des städtischen Bildungs-Referates. „Wir werden Veränderungen nur im Dialog anstreben: mit den Berufskollegs, den Betrieben und Verbänden, im Gespräch mit Beratungsagenturen, mit allen anderen Schulformen.“
Die Diskussion über die Zukunft wird jetzt in Form von Dialogrunden aufgenommen. An denen durch die Gutachter moderierten Runden nehmen Vertreterinnen und Vertreter der Gelsenkirchener Bildungspolitik, der Wirtschaft sowie Akteure aus den Bereichen Bildung und Soziales teil. Sie werden die bisherigen Erkenntnisse und Resultate des Gutachtens bewerten. Erst so entsteht der Entwurf, der dann den politischen Gremien vorgelegt wird.
Karin Welge: „Wir wollen erste Befunde breit diskutieren, damit wir die richtigen Schritte mit möglichst breiter Unterstützung einleiten können.“