15. Februar 2024, 15:11 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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von links nach rechts: Katja Venghaus, Dr. Jochen Grütters, Michael Hottinger. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Zum Jahresbeginn 2024 hat sich die Stimmung in der Wirtschaft weiter eingetrübt. Die Konjunktur in der Emscher-Lippe-Region bleibt im Tief – ähnlich wie im gesamten Ruhrgebiet. Dieses Ergebnis zeigt sich auch im Emscher-Lippe-Index nach einer aktuellen Umfrage unter den heimischen Betrieben. Die Befragten beurteilen ihre Geschäftslage und die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung weiterhin eher pessimistisch.
Wirtschaftsklima im Abwärtstrend
„Die Wirtschaft leidet nach wie vor unter knappen personellen Ressourcen, nach wie vor hohen Energiepreisen und einer ausgeprägten Nachfrageschwäche. Trotz sinkender Inflation ist die Konsumstimmung weiter zurückhaltend,“ berichtet Michael Hottinger, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrieund Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Entsprechend deutlich ist der Abwärtstrend beim ELIX: Nach einer kurzzeitigen Entspannung im Frühjahr 2023 (92 Punkte) liegt er jetzt nur noch bei 84 Punkten und damit auf einem ähnlichen Niveau wie bereits im Herbst 2023.
„Wesentlich für die insgesamt schwierige Lage dürfte sein, dass die Produktion der für das nördliche Ruhrgebiet sehr bedeutsamen energieintensiven Industrie im vergangenen Jahr merklich zurückgegangen ist“, so Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen: „Große Umsatzeinbrüche in der Chemiewirtschaft, nicht zuletzt wegen hoher Energiekosten, machen insbesondere den Chemiestandorten in der Emscher-Lippe-Region zu schaffen.“ Das Konjunkturrisiko „Energie- und Rohstoffpreise“ hat sich im Vergleich zum Herbst 2023 deutlich verstärkt. „Die Energiepreise dürften für die Emscher-Lippe-Region nach wie vor eine zentrale Herausforderung bleiben“, fügt Michael Hottinger hinzu.
Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt
„Leider ist die erhoffte Aufhellung der Konsumstimmung und Belebung der Nachfrage ausgeblieben“, so Michael Hottinger. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Situation unproblematisch sehen, ist von 48 Prozent auf nunmehr 25 Prozent gesunken. 29 Prozent der Betriebe sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage derzeit nicht zufrieden. Dennoch: Konstant geblieben ist die Beurteilung der Finanzlage. Bei jedem zweiten Unternehmen ist die Finanzlage unproblematisch, allerdings wird jeder fünfte Betrieb durch Liquiditätsengpässe und Eigenkapitalrückgang belastet.
Betriebe pessimistisch
Noch ist kein Ende der wirtschaftlichen Schwächephase absehbar. Ein steigender Anteil der Betriebe rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten Monaten (41 Prozent). „Die Unzufriedenheit der Betriebe mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wächst zunehmend,“ so Dr. Jochen Grütters.
Rückläufige Investitionsneigung
Große Unsicherheiten herrschen hinsichtlich langfristiger Planungen und lähmen so – zumindest in Teilen der Wirtschaft – die Investitionsbereitschaft. „Daher ist es nicht überraschend, dass Investitionspläne von Unternehmen eher rückläufig sind“, so Konjunkturexperte Michael Hottinger. Ein Beispiel: Der zweitgrößte deutsche Autoteilezulieferer ZF plant, seine Produktion in Gelsenkirchen Ende 2024 einzustellen. Der Anteil der Betriebe mit eher defensiven Plänen hat sich seit dem Frühjahr vergangenen Jahres nunmehr auf 37 Prozent fast verdoppelt. Einen kleinen Lichtblick gibt es: Der Anteil der Unternehmen, die ihr Investitionsvolumen aufstocken wollen, ist von 21 Prozent (Herbst 2023) auf 28 Prozent gestiegen. Dabei wird es sich im Kern um den Ersatz alter Anlagen handeln.
Schwächelnde Weltkonjunktur dämpft Exporterwartungen
Eine Belebung des schwächelnden Auslandsgeschäfts zeichnet sich – bei einem merklich angespannten geopolitischen Umfeld und auch wegen der zunehmenden Handelshemmnisse – noch nicht ab. Zumindest haben sich die gedämpften Exporterwartungen seit dem Herbst 2023 nicht weiter verstärkt. Im letzten Jahr rechneten noch 43 Prozent der Exporteure mit einem verminderten Geschäft, in diesem Jahr sind es 28 Prozent.
Effekte auf dem Arbeitsmarkt
„Die Rezession hinterlässt nun auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, resümiert Dr. Jochen Grütters. Anpassungen bei der Personalstärke können nicht mehr ausgeschlossen werden. Jeder dritte Betrieb geht von einer geringeren Beschäftigtenzahl in den nächsten Monaten aus.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.