22. August 2024, 16:31 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Meine sehr geehrten Damen und Herren Stadtverordnete,
und meine sehr geehrten Damen und Herren im Publikum,
sehr herzlich begrüße ich Sie zur Einbringung des Haushalts für das Jahr 2025 – ich freue mich sehr, dass Sie beim Einstieg in dieses zentrale stadtpolitische und demokratische Verfahren mit dabei sind – ob hier direkt im Saal oder am Bildschirm!
Wir steigen ein in die Haushalts-Aufstellung am Ausgang eines besonderen Sommers. Eines Sommers, wie wir ihn nur selten erleben. Eines Sommers, der zuletzt in Paris sehr hell leuchtete – und zuvor bei uns. Eines Sommers, in dem nicht einfach tausende, sondern gleich mehrere hunderttausende Menschen zu uns gekommen sind – um mit uns in Gelsenkirchen zu feiern!
Die weltweite Königin des Pop war da, der König von Spanien; Präsidentinnen und Regierungschefs, Sport- und Musik-Fans aus aller Welt, Swifties und Party-People, Fußballer vom Kaukasus bis zum Atlantik, der neue Europameister natürlich auch – und alle haben sich in Gelsenkirchen amüsiert, haben sich und uns Freude bereitet!
Und dabei haben unsere Gäste uns etwas Wichtiges über unsere Stadt mitgeteilt. Darüber, was sie ist und was wir nicht wieder vergessen sollten – nämlich ein starker, vitaler und enorm liebenswerter Teil einer emotional eng verbundenen Welt!
Und bei all dem sind unsere Gäste in eine Stadt gekommen, die – auch das darf man in Erinnerung rufen – zwar nicht klein, aber doch nicht gerade Paris ist. Die in Deutschland nicht zu den größten 25 Städten gehört, auch nicht zu den 150 größten in Europa. Und die dennoch auf der großen Bühne mitgespielt hat.
Eine Stadt, die sich was traut. Auf die alle geschaut haben, weil sie was kann. Die ein toller Gastgeber war und es jederzeit wieder sein wird – auch wenn es natürlich gleichzeitig die Stadt ist, die uns immer wieder auch schlaflose Nächte beschert und in der sicher nicht alles sorgenfrei und unbeschwert ist – beides gehört zusammen!
Und zu diesem Sommer, der ja ein gutes Stück larger than life war – zu dem passt, dass es jetzt sofort wieder ein bisschen größer als sonst weitergeht. Denn uns stehen Aufgaben bevor, die – nun, vielleicht nicht überlebensgroß sind, die aber doch eine erhebliche Tragweite haben. Und die zu bewältigen, viel erfordern wird.
Konkret: Der Haushalt, den wir heute einbringen und dann beraten und beschließen werden, der ist ein besonderer. Der fällt aus der jährlichen Routine. Er tut das, weil bei ihm wesentliche Themen und Entwicklungen der vergangenen Jahre schärfer zu Tage treten als zuvor. Weil sie sich zugespitzt haben. Und weil von uns entsprechend starke und mutige Antworten verlangt werden!
Es sind vor allem zwei Aufgaben, denen wir uns stellen müssen: Erstens stehen wir in der Pflicht, unter ungünstigen Umständen einen genehmigungsfähigen Haushalt aufstellen; einen Haushalt, der trotz allem die Rechtsvorgaben einhält und damit uns für 2025 und darüber hinaus Handlungsspielraum erhält; den Freiraum, den diese Stadt zu Recht für sich beansprucht und beanspruchen muss!
Und genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, ist, dass wir in den nächsten Jahren die nötigen Investitionen auf den Weg bringen, die Investitionen, die unsere Stadt für eine gute Zukunft braucht, die sie zwingend braucht – und die in den zurückliegenden Jahren nicht ausreichend getätigt wurden! Wir müssen wir die richtigen Weichen für unsere Stadt und ihre Zukunft jetzt stellen – jetzt und nicht irgendwann!
Das, meine Damen und Herren, ist der Rahmen. Das sind die beiden Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. Und ja, es stimmt: Beide zugleich zu lösen, das hat etwas von der Quadratur eines Kreises. Und doch wollen wir genau das jetzt wagen!
Schauen wir uns also die beiden Punkte an. Schauen wir darauf, wie wir die beiden Ziele – einen genehmigungsfähigen Haushalt mit Zukunftsinvestitionen, die diesen Begriff auch verdienen – gemeinsam umgesetzt bekommen.
Ein schwieriger Haushalt – was macht 2025 so kompliziert?
Also: Warum wird es so schwierig, für 2025 einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen, schwieriger als zuvor? Nun, eben deshalb: Weil sich das Problem der chronisch unzureichenden Kommunalfinanzen schon lange dahinzieht, viel zu lange, und nun in Nordrhein-Westfalen noch einmal zuspitzt.
An einigen wenigen Standorten kann das zwar kaschiert werden, weil es überdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen gibt. Aber dort, wo das nicht der Fall ist, wo nicht die Happy Few wohnen, wo die Ausgaben für die Hilfen zur Erziehung und die Kosten der Unterkunft einen Großteil des Budgets aufzehren, weil zu viele Menschen an der Armutsgrenze leben oder sogar darunter – dort wird diese Tatsache sofort spürbar – und zwar schmerzhaft!
Kein Wunder, dass etliche der Städte um uns herum bereits überschuldet sind. Wir haben es bisher mit Mühe abwenden können und wollen das auch weiter tun. Dennoch müssen wir festhalten: Die hohen und nochmals steigenden Sozialausgaben sind der wichtigste Faktor, der uns den Haushalt 2025 so schwierig macht! Weil es für sie keine ausreichende Kompensation gibt!
Und weil das so ist, sage ich es heute und bei allen sich bietenden Gelegenheiten auch gegenüber Vertretern von Land und Bund: Wenn wir keinen Weg finden, die Lebensumstände vieler Menschen in dieser Region zu verbessern – vor allem durch Bildung, gerade auch durch eine bessere berufliche Bildung – dann kommen die Städte auch fiskalisch nicht aus der Kurve!
Dem müssen wir uns dem stellen! Und mit Sparen allein werden wir das nicht schaffen, mit Sparen allein verschärfen wir bloß die Lage!
Der zweite Faktor ist: In den zurückliegenden Jahren wurde die finanzielle Klemme zwar durch Sondereffekte gemildert, aber nicht behoben – und jetzt meldet sich die strukturelle Unwucht zurück. In der Pandemie etwa konnten wir die besonderen Belastungen isolieren und aus dem Haushalt ausbuchen – was scheinbar solide Haushalte ermöglicht hat. Die Lasten müssen dennoch abgetragen werden, nun eben langfristig. 2025 müssen wir 900.000 Euro dafür aufbringen, und das wird noch Jahre so weitergehen. Bis 2050.
Und vor der Pandemie hat uns der Stärkungspakt Stadtfinanzen geholfen, Haushalte aufzustellen, die nicht nur genehmigungsfähig waren, sondern sogar zu positiven Jahresabschlüssen geführt haben. Der Stärkungspakt war kein Wunschkonzert, aber wir müssen anerkennen: Er hat uns echtes Geld gebracht, er hat das Kernproblem adressiert. Und genau das fehlt heute!
Dass die Landesregierung das nicht so sieht, ist mehr als bedauerlich. Und zu bedauern ist auch, dass Land und Bund es versäumt haben, das Problem der Altschulden anzupacken, als die Umstände es noch erlaubt haben. Denn vor der Pandemie und dem Ukraine-Krieg gab es das ja: eine robuste Konjunktur mit niedrigen Zinsen. Hessen hat diese historische Chance genutzt. NRW nicht. Das kommt uns nun teuer zu stehen – jetzt, da die Zinsen steigen und wir wieder mehr für den Schuldendienst aufwenden müssen!
Dazu sind, wie Sie wissen, unsere Aufgaben nicht kleiner geworden. Der Zuwachs an Pflichtaufgaben geht weiter, und das ist der nächste Faktor, der zur Zuspitzung der haushaltspolitischen Lage beiträgt: Das Konnexitäts-Prinzip wird zu oft vernachlässigt.
Bund und Länder vereinbaren – um nur ein Beispiel zu nennen – den Rechtsanspruch auf den Offenen Ganztag an den Grundschulen, ab 2026 für die 1.Klasse, dann Schritt um Schritt für die nächsten. Bildungs- und betreuungspolitisch der absolut richtige Schritt, keine Frage: Das ist das, was wir brauchen, um junge Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener gut ins Leben zu begleiten!
Nur waren wir davon ausgegangen, dass es eine auskömmliche Finanzierung dafür gibt, und zwar auskömmlich für klar definierte Mindeststandards. Aber leider hat das Land keine Standards definiert, so dass die Ausstattung des Ganztags von der jeweiligen Kommune abhängt, und leider auch von der Situation ihres Haushaltes.
Was letztlich heißt: Die Standorte, für die dieses Thema von großer Bedeutung ist, wie Gelsenkirchen – die müssen sich strecken, um etwas Gutes hinzubekommen. Während die Kommunen, die gar nicht drauf angewiesen sind, sich viel leichter tun. Und das ist nicht nur bedauerlich, sondern das ist im Ergebnis einfach strukturell falsch angelegte Politik!
Dagegen erheben wir die Stimme, es ist ja kein Zufall, dass der Städtetag seine bildungspolitischen Forderungen hier bei uns erhoben hat, im vergangenen Jahr, hier in diesem Saal, mit seiner Gelsenkirchener Erklärung.
Klar ist aber auch: Solche nicht zu Ende gedachten, auf unserem Rücken ausgetragenen Dinge summieren sich. Auch deshalb wird 2025 haushaltspolitisch ein so schwieriges Jahr – oder treffender: ein mehr als schwieriges Jahr.
Deshalb müssen wir die in den vergangenen Jahren aufgebaute Ausgleichsrücklage in Anspruch nehmen, in einem viel stärkeren Maße, als mir lieb ist.
Zudem werden wir in diesen Haushaltsberatungen schmerzhafte Entscheidungen treffen müssen, einzelne haben wir bereits bei diesem ersten Aufschlag schon einkalkuliert. Wir müssen unsere konsumtiven Ausgaben sehr sorgsam abwägen. Anders wird es nicht gehen.
Das, meine Damen und Herren, ist die Ausgangslage, die die Aufstellung dieses Haushaltsentwurfs erschwert hat. Wobei ich trotzdem an dieser Stelle gerne meine Anerkennung für die wahrlich nicht einfachen Vorarbeiten zollen möchte: Auch in schweren Zeiten darf das nicht ausfallen! Herzlichen Dank allen Kolleginnen und Kollegen der Kämmerei und vieler Fachbereiche für Ihren Einsatz!
Und mit Ihnen, den Kolleginnen und Kollegen in der Kämmerei, aber auch mit Ihnen, meine Damen und Herren im Saal und an den Bildschirmen, hoffe ich darauf, dass diese Lage sich in den kommenden Jahren wieder ändert. Dass wir nicht sämtliche Rücklagen aufzehren, sondern bald wieder neue bilden.
Ich persönlich, das kann ich Ihnen versprechen, werde mich auf sämtlichen politischen Ebenen dafür einsetzen werde – und lade Sie herzlich ein, dasselbe zu tun! Die Kommunen brauchen starke Stimmen, und Sie brauchen viele Stimmen – nur so können wir hier vor Ort das Richtige für die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener tun!
Ende des Kaputtsparens – Investitionen wie noch nie
Soweit also der erste Teil. Was heißt das nun für unsere zweite große Aufgabe, für die Frage nach den Zukunftsinvestitionen?
Nun, offenkundig gibt es wenig Anlass für sprühenden Optimismus. Und dennoch – und dennoch! – bin ich nicht bereit, es dabei zu belassen!
Denn zu lange haben wir ja das getan. Zu lange haben uns unter Zähneknirschen den haushaltspolitischen Zwängen gebeugt, haben notwendige Investitionen und Reinvestitionen zurückgestellt, haben die nötigen Ausgaben und Sanierungen auf die lange Bank geschoben oder ganz gelassen. Und jetzt sehen wir, wohin das führt!
Wir alle sehen in unserer Stadt, wozu die Jahre und Jahrzehnte des verordneten Sparens geführt haben, was es bedeutet, wenn Investitionen ausbleiben. Wir sehen es unserer Stadt an, es springt ins Auge, dafür muss man nicht mal in die Schulen und auf die Schultoiletten gehen! Für mich steht fest, und ich glaube, nicht nur für mich: So darf es nicht weitergehen, wir dürfen nicht weiter Substanz aufzehren!
Ich habe mich für dieses Amt beworben mit der festen Absicht, mich – wenn ich gewählt werde – dem entgegenzustellen, mit allem, was ich habe und was ich in die Waagschale werfen kann, mit allem Stehvermögen – und für die nötigen Investitionen für Gelsenkirchen zu kämpfen! Ich will dafür kämpfen, dass wir wieder Substanz aufbauen!
Ich will nicht weniger als das Leben in dieser Stadt besser machen! Sicherer, sauberer, lebenswerter. Ich will mit Ihnen Schritt für Schritt ankämpfen gegen die sichtbaren und unsichtbaren Probleme, die unsere Stadt hat und unsere Stadtgesellschaft, die wir täglich sehen oder spüren. Die uns betroffen machen, und manchmal auch wütend. Und weil sich soziale und strukturelle Probleme nicht von heute auf morgen lösen lassen, so sehr wir uns das auch wünschen, brauchen wir einen langen Atem! Und deshalb müssen wir mutig sein!
Und darum sage ich: Wir stehen nicht vor der Frage – machen wir das heute oder lieber morgen? Nein, lieber morgen ist keine Option! Die Zeit haben wir nicht!
Deshalb werden wir auch und gerade 2025 und danach investieren – und zwar nicht obwohl es schwierig ist, sondern gerade weil es schwierig ist. Weil wir jetzt Mut brauchen, weil wir unsere Infrastruktur stärken müssen, um unsere Stadt zu stärken!
Wir werden investieren, weil wir nicht anders können. Wir müssen und werden Werte wiederherstellen und schaffen, Werte für diese Stadt, für ihre Zukunft, und dazu nutzen wir all unsere Kraft, gerne auch den Schwung dieses Sommers – und dazu nutzen wir alle Spielräume, die sich im Haushalt ergeben!
Genau daran haben wir gearbeitet, von Tag 1 an, sobald wir uns aus der Pandemie herausgekämpft haben und aus der drohenden Energiemangellage. Wir haben wesentliche Dinge in die Wege geleitet, Voraussetzungen geschaffen. Der Ihnen nun vorliegenden Haushaltsentwurf spricht eine deutliche Sprache.
Ich will nur zwei Zahlen herausgreifen: Für das vergangene Jahr hatten wir bei den Investitionen noch 54 Millionen angesetzt, ein nicht untypischer Wert für diese Jahre. Allen, die noch nicht in die vorliegenden Unterlagen hineingeschaut haben, kann ich sagen: Für das nächste Jahr stellen wir einen ganz anderen Betrag ein – da investieren wir mehr als das Fünffache! Konkret: Da wollen wir 279 Millionen investieren!
Und das soll kein einmaliger Peak sein, den wir mal eben so dazwischenwerfen, auf den wir all unsere Kräfte konzentrieren – nein, so soll es weitergehen! Wir steigern unsere Investitionen 2026 bis auf 292 Millionen, eine in Gelsenkirchen nie dagewesene Summe und beispiellose Energieleistung!
Was wir mit dem Geld machen: eine Dekade der Investitionen und der Infrastruktur
Ich habe vor einem Jahr davon gesprochen, dass wir mindestens drei Dekaden-Projekte anpacken wollen. Und die Dekade der Investitionen und der Wiederherstellung unserer Infrastruktur – die hat nun begonnen!
Das erste große Dekaden-Projekt sind ja bekanntlich die Schulen, denn welche Einrichtung wäre wichtiger in Gelsenkirchen? Vielleicht die Kitas, denken Sie jetzt möglicherweise, und ja, dazu komme ich gleich noch!
Bei unseren Schulen folgt eine überfällige Sanierung der nächsten, ein Anbau folgt dem anderen, ein Neubau dem vorherigen.
Gestern erst haben wir an der künftigen Grundschule An der Gräfte Richtfest gefeiert. Und just heute sind erstmals Jungen und Mädchen aus Schalke in das neue Gebäude der Grundschule an der Kurt-Schumacher-Straße eingezogen – die Schultüte im Arm und den Stolz eines neuen Schulkindes im Gesicht! So viel Anfang gab es lange nicht, so viel Vor- und Zukunftsfreude – und die steht unserer Stadt einfach sehr gut!
Das Volumen unserer Schulbauoffensive ist imposant, so habe ich es vor einem Jahr an dieser Stelle gesagt. Und noch immer halte ich das für das treffende Wort!
Und imposant ist es vor allem auch, wenn man es im Kontext sieht, denn wir bauen ja auch neue Kitas und Familienzentren, im erwähnten Neubau neben der Grundschule an der Kurt-Schuhmacher-Straße hat ja auch eine neue Kita eröffnet, um nur ein Beispiel zu nennen.
Wir kümmern uns trotz unzureichender Landesfinanzierung um den Offenen Ganztag, wir strecken uns beim OGS für ein gutes Angebot und tun alles dafür, dass die Dinge laufen – dass sie so gut laufen, wie es nur irgend möglich ist!
Denn das ist ja ganz klar: Investitionen sind wichtig, aber entscheidend ist und bleibt, was daraus gemacht wird, was wir im Alltag daraus machen. Ganz besonders im für uns so maßgeblichen Bereich der Bildung und Betreuung, in der Jugendarbeit, überall da, wo es um Menschen und die Arbeit mit und für Menschen geht.
Aber nicht nur da, sondern auch beim KOD, bei der Abfallentsorgung, in unserem Kunstmuseum, das von jedermann kostenfrei besucht werden kann, auch so etwas findet sich nicht oft, bei der neu zu erstellenden Kommunalen Wärmeplanung und an so vielen anderen Stellen, wo wir unsere Aufgaben mit großem Ernst annehmen und ein gutes Zusammenleben erst wirklich möglich machen – auch wenn da keine Fernsehkamera vorbeischaut!
Und wo wir das tun überall, was das Gesetz von uns verlangt, auch wenn Bund und Land uns nicht die nötige Finanzierung sichern – oder für tun es, weil wir es für wichtig halten.
Und zu unserer Schulbauoffensive gehört indirekt auch der Bildungs- und Innovationscampus, weil wir uns dabei ja auch die Erneuerung unserer Berufskollegs vorgenommen haben. Zugleich geht es uns hier um noch mehr, wie Sie wissen. Dabei kann ich mich noch an die Skepsis erinnern: Warum wollt Ihr ausgerechnet jetzt so ein Projekt in Angriff nehmen, ein Vorhaben ohne Blaupause?
Die Antwort habe ich schon gegeben: Wir wollen das nicht, obwohl die Zeiten und die Finanzen schwierig sind. Sondern weil sie schwierig sind; weil sie von uns eine mutige Antwort verlangen! Weil es mit kleinen Antworten nicht getan ist!
Und weil wir mit dem Bildungs- und Innovationscampus gleich mehrere drängende Probleme auf einmal adressieren können: Wir können unserer Wirtschaft einen Impuls verleihen. Wir können die Arbeitsmarkt- und Lebenschancen von jungen Menschen verbessern – was für viele sehr wichtig sein ist, dafür, dass junge Gelsenkirchener bei uns Werte schaffen! Wir können einen erheblichen Beitrag zur Integration der Stadtgesellschaft leisten. Und darum bündeln wir hier die Kräfte!
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass dies ein entscheidendes Feld ist, um unsere Stadt substanziell zu stärken. Und wenn ich nun an unseren Beschluss im Mai denke, mit welch breiter Unterstützung der getroffen wurde, als ich von hier vorne aus vergebens nach einer Gegenstimme Ausschau gehalten habe – dann muss ich sagen: Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie das auch so sehen wie ich; dass auch Sie in die Zukunft unserer jungen Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener investieren wollen! Vielen Dank dafür im Namen unserer jungen Generation!
Und auch bei unserem dritten Dekaden-Projekt, der Zukunftspartnerschaft Wohnen, sind wir ins Rollen gekommen. Alles, was wir im vergangenen Jahr angekündigt haben, haben wir bislang eingelöst. Wir haben dem Land deutlich gemacht, dass wir jeden Cent Förderung gut einsetzen können. Schon jetzt haben wir 33 Problemimmobilien erworben und den Ankauf von 18 Einigung vereinbart, dazu verhandeln wir über weitere 26 Objekte – und so geht es weiter. Solange, bis wir schließlich unser Ziel erreicht haben, 3.000 Wohneinheiten in dieser Stadt zu modernisieren!
Noch sieht man diesen Effekt noch nicht im Stadtbild, aber sehr bald wird es der Fall sein, weil wir ab 2025 beginnen, die für Ihre Nachbarschaft nachteiligen Häuser – wenn es geboten und nötig ist – abzureißen, um Platz zu schaffen für eine Neues: für einen Spielplatz, eine Grünfläche, neue Häuser – für das, was Ihre Straße am meisten braucht! Dafür, dass Sie, meine Damen und Herren, sich in ihrem Viertel wieder wohlfühlen können – denn auch das ist natürlich absolut unverzichtbar!
Und bei der Gelegenheit möchte ich den Blick lenken auf die zweite Säule der Zunftspartnerschaft, die bisher nicht so sehr viel Aufmerksamkeit erhalten hat: Wir haben mit dem Land eine Sonderförderung ausschließlich für Gelsenkirchener Eigentümer vereinbart – sie bekommen für die Modernisierung Ihrer selbstgenutzten Wohnung oder Ihres Haus ein zinsgünstiges Darlehen, und das sogar noch mit erheblichen Tilgungsnachlässen – eine Riesenchance, um Wohneigentum attraktiver und klimagerecht zu gestalten!
Und eine Chance, die es nur in und für Gelsenkirchen gibt: Ich bin sehr froh darüber, dass wir Ihnen das ermöglichen können, liebe Eigentümer!
Und wenn wir nun das alles zusammendenken:
•die neuen und umgebauten Schulen nicht nur als Lernorte, sondern auch als zentrale Einrichtungen in fast allen Gelsenkirchener Stadtteilen;
•die sanierten Wohnhäuser im Eigentum der Gelsenkirchener,
•die aus dem Stadtbild entfernten Problemimmobilien, die schon bald endlich, endlich Platz machen für Neues und Besseres;
•die neuen Quartiere wie das Wohnquartier Holland;
•das entstehende Zukunftsquartier rund um den Bildungs- und Innovationscampus;
•die angestrebte und schon in Teilen verhandelte Lösung für das Galeria Kaufhof-Gebäude, das bald schon wieder ein wichtiges und vitales Haus für die Gelsenkirchener City wird;
•die Entwicklung für die Neue Zeche Westerholt, wo wir jetzt eine klare Förderung und einen Fahrplan haben;
•dazu noch das neue Zentralbad, für das es ja 2025 nicht nur Baupläne geben wird, sondern wo auch die Arbeiten beginnen, noch im Sommer werden die Bagger ausrollen und wir bald wieder ein Zentralband haben.
Wenn wir das alles zusammendenken, dann müssen wir sagen: Das wird unser Gelsenkirchen verändern. Das wird das Gesicht Gelsenkirchens verändern. Das hat Wirkung, auch auf die Stadtgesellschaft!
Diese Investitionen werden Gelsenkirchen voranbringen, sie werden Gelsenkirchen stärken und unsere Stadt deutlich attraktiver machen! Und deshalb sage ich: Es gibt zahlreiche Gründe, sich auf die Zukunft zu freuen und mit Optimismus in diese Zukunft zu schauen – weil wir an zahlreichen Stellen an dieser Zukunft arbeiten!
Eine vorzeitige Bilanz: Wo wir herkommen, was wir geschafft haben
Meine Damen und Herren, vorhin hatte ich gesagt, dass es der Haushalt für 2025 ein besonderer wird. Weil wir ein fiskalisch schwieriges Haushalsjahr vor uns haben. Weil wir erhebliche Investitionen auf den Weg bringen wollen. Weil wir umsichtig mit beiden Anforderungen umgehen wollen. Weil wir sie klug abwägen und verbinden wollen. Und es gibt noch einen Grund: Weil dies bereits der letzte Haushalt ist, den dieser Rat beschließen wird.
Natürlich ist es noch viel zu früh, deshalb schon so etwas wie eine Bilanz zu ziehen. Dennoch lohnt sich ein Blick darauf, wo wir losgelaufen sind – und was wir gemeinsam geschafft haben. Und wie sich unsere Haushalte entwickelt haben.
Dieser Rat ist erstmals zusammengekommen inmitten der Pandemie, als wir alle unser Leben auf kleine und allerkleinste Kreise eingeschränkt haben – und was für einen Unterschied erleben wir jetzt, in diesem Sommer, in dem gefühlt die ganze Welt zu uns kommt! Und so haben sich viele Dinge entwickelt.
Und so, wie dieser Sommer auch nur möglich war, weil vor zwei Jahrzehnten investiert wurde, weil damals mutig investiert wurde in eine hypermoderne Arena, und das in einer vom Strukturwandel geplagten Region, auch da schon gegen allerhand Skepsis, Zweifel und manche Besserwisserei – so mutig wollen und werden auch wir die Wende schaffen. Raus aus der Defensive, rein ins gezielte Gestalten unserer Stadt, mit einem klaren Bekenntnis für ihre Infrastruktur!
Wir sind dabei, wichtige und wegweisende Weichenstellungen vorzunehmen. Die breite Unterstützung für ein so mutiges Vorhaben wie den Bildungscampus, die macht deutlich: Da gibt es einen Glauben, ein Vertrauen an diese Stadt, an das, was sie kann, was die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener können – auf dem wollen und können wir aufbauen und die nächsten Schritte wagen.
Diese Haltung ist ein großes Kapital. Mit ihr können wir sehr, sehr viel für eine gute Zukunft tun. Und mit ihr können wir uns auf diese Zukunft freuen. Auf das, was in Gelsenkirchen möglich sein wird, wenn wir all unsere Vorhaben umsetzen. Wenn unsere Investitionen wirken.
Und zum Glück ist es eine Stadt mit Haltung. Eine Stadt, die sich über Gäste und Feste freut, die aber auch für Demokratie und Frieden auf die Straße geht. Die am 9.November so zahlreich vor der Tür war wie selten zuvor. Die weiß, was zählt.
Spannende Momente liegen vor uns. Ein großes Stadtjubiläum. Dann die IGA 2027, zu der wieder Menschen von nah und auch von fernher zu uns kommen, um Gelsenkirchen zu erleben. Die uns wieder Aufmerksamkeit beschert und einen Zukunftsgarten. Die IGA wird die einst ungeliebte Insel in der Mitte unserer Stadt zu einem attraktiven Ort machen, sie wird den Nordsternpark und die touristisch reizvolle Zone erweitern und unsere Stadt noch etwas mehr zum Wasser öffnen. Und sie noch mehr zum Blühen bringen.
Ich freue mich darauf, sogar sehr – und nicht allein darauf! Sondern auch auf die einzelnen Schritte, die wir auf diesem Weg nehmen, die einzelnen Aufgaben, die wir gemeinsam in Gelsenkirchen anpacken. Vielen Dank dafür, dass Sie dabei sind!