14. November 2024, 15:07 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
Von links nach rechts: Dr. Jochen Grütters, Michael Hottinger, Katja Venghaus, Martin Westrich). Bildrechte: S-Private Banking Gelsenkirchen
Zum Jahresende 2024 hat sich die Stimmung in der Wirtschaft noch einmal deutlich eingetrübt. Die Konjunktur in der Emscher-Lippe-Region bleibt weiter im Tief – ähnlich wie im gesamten Ruhrgebiet. Dieses Ergebnis zeigt sich auch im Emscher-Lippe-Index nach einer aktuellen Umfrage unter den heimischen Betrieben. Die Befragten beurteilen ihre Geschäftslage und die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung weiterhin eher pessimistisch.
Wirtschaftsklima in der Abwärtsspirale
„Die Wirtschaft leidet nach wie vor unter einer ausgeprägten Nachfrageschwäche, hohen Kostensteigerungen und komplexer Bürokratie. Trotz gesunkener Inflation ist die Konsumstimmung weiter zurückhaltend“, berichtet Michael Hottinger, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Entsprechend deutlich ist der Abwärtstrend beim ELIX: Alle Umfrageindikatoren haben sich verschlechtert, nachdem sich im Frühjahr zumindest eine leichte Aufhellung abgezeichnet hatte. Durch diesen Rückfall liegt der ELIX in diesem Herbst mit nur noch 72 Punkten auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie zum
Höhepunkt der Energiekrise im Herbst 2022.
„Damit sendet die Wirtschaft deutliche Rezessionssignale und drängt die Politik zum schnellen Handeln“, so Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen: „Große strukturelle Herausforderungen und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, die mit Bürokratie und langen Planungszeiten einhergehen, sind Bremsklötze für die Unternehmen.“ Der Risikofaktor „Energie- und Rohstoffpreise“ wird im Vergleich zum Frühjahr 2024 deutlich niedriger eingeschätzt. „Die Energiepreise sind zwar nicht mehr die einzige Ursache für steigende Ausgaben, dennoch dürften hohe Kosten für die Emscher-Lippe-Region nach wie vor eine zentrale Herausforderung bleiben“, fügt Michael Hottinger hinzu.
Wirtschaftliche Lage ist angespannt
Mittlerweile berichten 39 Prozent von schlecht laufenden Geschäften, während der Anteil der positiven Urteile bei lediglich 21 Prozent liegt. „Angesichts der vielen Krisen und hohen Kostensteigerungen der letzten Jahre ist es nicht verwunderlich, dass der Anteil der Betriebe gestiegen ist, deren Finanzlage angespannt ist“, so Martin Westrich, Co-Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH.
Betriebe pessimistisch
Wie schon zu Beginn des Jahres ist das Stimmungsbild geprägt von Pessimismus und großer Skepsis, ob die Konjunktur wieder in Schwung kommen kann. „Nur eine kleine Minderheit von 6 Prozent ist optimistisch, dass sich die Lage bald bessert“, so Dr. Jochen Grütters.
Weiter rückläufige Investitionsneigung
Große Unsicherheiten herrschen hinsichtlich langfristiger Planungen und lähmen so – zumindest in Teilen der Wirtschaft – die Investitionsbereitschaft. „Die Investitionsneigung bekommt nach wie vor keinen ausreichenden Impuls“, so Konjunkturexperte Martin Westrich. Der Anteil der Betriebe, die ihr Investitionsvolumen verringern werden, ist jetzt doppelt so groß wie der Anteil der Unternehmen mit expansiven Planungen. Damit gehen die Betriebe noch einmal deutlich defensiver bei Investitionsplanungen vor als zu Beginn des Jahres.
Politische Diskurse dämpfen Exporterwartungen
Mit einer Besserung des Exportgeschäfts wird ebenfalls nicht gerechnet. Vielmehr befürchten mittlerweile sogar 46 Prozent der Unternehmen, dass es in den nächsten Monaten zu weiteren Exportrückgängen und Einbußen kommen könnte. Gründe für die Verunsicherungen auf dem Exportmarkt ergeben sich aus den Diskussionen um Strafzölle und die Reaktion der betroffenen Länder auf diese.
Effekte auf den Arbeitsmarkt
„Zunehmend wird der Arbeitsmarkt in Mitleidenschaft gezogen“, resümiert Dr. Jochen Grütters. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wächst zwar, aber doch mit geringeren Steigerungsraten (0,3 Prozent von März 2023 bis März 2024) als zuvor und längst nicht in allen Branchen. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit. Der Anteil der Betriebe, die ihren Personalbestand angesichts der schwachen Nachfrage und der hohen Kostenbelastung verringern müssen, ist in der aktuellen Umfrage auf 39 Prozent angestiegen. Auch wegen des demografischen Wandels und der grundsätzlichen Verknappung des Fachkräfteangebots wollen 51 Prozent ihre Belegschaftsstärke stabil halten.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 80 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.