15. November 2024, 10:42 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Als „globale Pflanzensammlung der anderen Art“ bezeichnet der Gelsenkirchener Künstler Philipp Valenta (Jahrgang 1987) seine ungewöhnlichen Werke, für die er Blüten aus internationalen Geldscheinen ausgeschnitten hat. Die Doppeldeutigkeit der „Blüten“ ist dabei schon ein Teil seiner Kunst. Gängige Wertvorstellungen stellt der Künstler gerne auf den Kopf – und malt dafür auch Bilder mit edlem Champagner. Eine Auswahl seiner aktuellen Werke präsentiert Oberbürgermeisterin Karin Welge bis zum 30. April 2025 in ihrem Dienstzimmer in der 5. Etage des Hans-Sachs-Hauses und den angrenzenden Vorzimmern – im Rahmen der achten Ausgabe ihrer Reihe „OB art“.
Winzige, schillernde Rechtecke oder bunte, gezackte Linien auf weißem Grund: Die Werke des 37-Jährigen Konzeptkünstlers Philipp Valenta erschließen sich oft nicht auf den ersten Blick, sondern erst, wenn man die Geschichte oder das Konzept dahinter kennt. Dann jedoch entfalten sie eine ganz eigene Dynamik. Was zunächst wie ein seit Wochen nicht gewaschenes Bettlaken mit bräunlichen Flecken wirkt, entpuppt sich als eine Leinwand, die in Champagner gebadet wurde, um diese Farbschattierungen zu erzeugen. Mit diesem Hintergrundwissen steigt der Wert des Werkes plötzlich deutlich – und es sind genau diese Wertvorstellungen, die der Gelsenkirchener Künstler mit seiner Kunst gerne hinterfragt. Warum ist ein Geldschein mehr wert als der andere, wenn beide aus dem gleichen bedruckten Papier bestehen? „Was ist uns etwas wert? Das ist ja auch eine Frage, mit der ich mich in meiner Funktion als Oberbürgermeisterin in meiner täglichen Arbeit befasse“, sagt Oberbürgermeisterin Karin Welge mit Blick auf die Kunst in ihrem Dienstzimmer.
Für seine OB-art Edition der Serie „Herbarium“ hat Valenta übrigens Geldnoten aus den Partnerstädten Gelsenkirchens bearbeitet, ein Aspekt, der der Oberbürgermeisterin besonders gut gefällt. „So habe ich immer Stücke unserer Partnerstädte um mich herum“, freut sie sich.
Im Flur fällt derweil der Blick auf geöffnete Ordner, die jeweils nur ein Blatt enthalten: „Rubrum“ hat Philipp Valenta diese Serie genannt. „Die Betreffzeilen aller Briefe mit weiterreichendem Einfluss auf mein Leben wurden exakt ausgemessen und als rote Balken übertragen. Diese sind hier zu sehen“, erklärt der Künstler. Da jeglicher Text auf den Seiten fehlt, werden die Betrachtenden zum Rätselraten eingeladen. Auch hier geht es darum, eigene Wertvorstellungen und bürokratische Normen zu hinterfragen.
Zurück zu den kleinen glitzernden Rechtecken. Diese zählen zur Serie „Monochrome Hollywood Character Portraits“ und sind mit Nagellacken gemalt worden, die Namen von Disney-Prinzessinnen tragen. Jedes Rechteck steht für eine eigene kleine Märchenwelt. Wer den Hintergrund nicht kennt, kann sich aber auch einfach an den schillernden Farben erfreuen.
Die Ausstellung OB art 8 mit Werken von Philipp Valenta ist bis Mittwoch, 30. April 2025, jeweils zu den Öffnungszeiten des Hans-Sachs-Hauses an der Ebertstraße 11 in 45879 Gelsenkirchen zu sehen, eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Ansprechpartnerin ist Jessie Westphal, die telefonisch unter (0209) 169-2991 und per E-Mail an jessie.westphal@gelsenkirchen.de zu erreichen ist.