13. Januar 2025, 16:11 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Ein altes Rittergut soll zu neuem Leben erwachen: Haus Leithe, das älteste Gebäude im Süden der Stadt, soll künftig neuer Standort für das Gelsenkirchener Architekturbüro Planteam Ruhr werden. Die neue Eigentümerin Frauke Eule stellte am Montag, 13. Januar, im Hans-Sachs-Haus ihre Pläne vor, nachdem sie den Gutshof Ende Dezember 2024 von einem Dortmunder Investor erworben hat.
Geht es nach den aktuellen Plänen, so könnten Jahre des Stillstandes am Junkerweg schon bald ein Ende finden. Bereits vor dem Kauf hatte sich die neue Eigentümerin mit dem Dezernat Planen, Bauen, Umwelt und Liegenschaften und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt in Verbindung gesetzt. „Es ist ein großes Glück, dass ein Planer aus Gelsenkirchen, der eine große Affinität zu unserer Stadt hat, hier nun für sich bauen möchte“, erklärte Stadtbaurat Christoph Heidenreich bei der Vorstellung der Pläne. Und auch die Mitarbeiterinnen der Unteren Denkmalbehörde sind zuversichtlich, dass Haus Leithe aus dem Dornröschenschlaf, in dem es seit Ende 2010 liegt, schon bald erweckt werden kann. Ein planungsrechtlicher Vorbescheid sei bereits erteilt. „Wir bewerten die neuen Pläne grundsätzlich sehr positiv, da es möglichst wenige Eingriffe in die historische Bausubstanz geben soll“, so heißt es aus der Unteren Denkmalbehörde.
Denkmalschutzvorgaben im Visier
Eine gewerbliche Nutzung als Architekturbüro sei sicherlich einfacher mit den Denkmalschutzvorgaben in Einklang zu bringen als der zuvor vom vorherigen Besitzer geplante Wohnungsbau. Für die neue Eigentümerin Frauke Eule und das Architekturbüro Planteam Ruhr ist das historische Rittergut Haus Leithe indes keine unbekannte Größe: Bislang hat Planteam Ruhr, das vor 34 Jahren in Gelsenkirchen gegründet wurde und sich auf den Bau und die Sanierung von öffentlichen Bädern spezialisiert hat, seinen Sitz unweit von Haus Leithe.
Gesamtensemble soll erhalten bleiben
Für die neue Eigentümerin, eine studierte Kunsthistorikerin, ist der Erhalt des historischen Anwesens eine Herzensangelegenheit. „Haus Leithe soll zukünftig attraktiver Arbeitsort für das Gelsenkirchener Architekturbüro Planteam Ruhr werden. Damit soll der gegenwärtig drohende Verfall des unter Denkmalschutz stehenden Baudenkmals abgewendet werden. Mir ist insbesondere daran gelegen, Haus Leithe als Gesamtensemble bestehend aus Haupthaus, Torbogen und der Scheune zu erhalten und zu sanieren. Entsprechend gibt es bereits einen guten und konstruktiven Austausch mit der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Gelsenkirchen“, betonte Frauke Eule bei der Vorstellung ihrer Pläne. Die neue Eigentümerin geht von einem Gesamtinvest von 3 Millionen Euro aus.
Die bewegte Geschichte von Haus Leithe: Eine erste urkundliche Erwähnung findet das Anwesen im Jahr 974. Die Entstehungszeit der heutigen Anlage wird auf die Zeit um 1565 datiert. Das Rittergut Haus Leithe gilt damit als ältestes nicht sakrales Gebäude im Süden der Stadt. Es umfasst heute rund 1668 Quadratmeter Nutzfläche auf einem 4625 Quadratmeter großen Grundstück. Im Untergeschoss des Haupthauses befindet sich ein Keller mit Kreuzgewölbe. Das markante Torhaus mit Zinnen und Torbogen wurde 1753 errichtet, die Scheune 1978 erneuert. Seit 1914 gehörte das geschichtsträchtige Ensemble zum Bestand der Stadt Gelsenkirchen, 1986 wurde es in die Denkmalliste eingetragen. 1997 übernahm die städtische Tochter Gelsenkirchener gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (ggw) das Rittergut. Bis zum Jahreswechsel 2010/2011 bewirtschaftete der letzte Pächter von Haus Leithe, Bauer Theodor Berger, das Anwesen. Im Jahr 2012 verkaufte die ggw das Gebäudeensemble am Junkerweg für 200.000 Euro an einen Dortmunder Investor, der dort hochwertige Eigentumswohnungen und Reihenhäuser errichten lassen wollte. Obwohl 2015 eine Baugenehmigung erteilt wurde, wurden die Bebauungspläne nicht umgesetzt. Der bauliche Verfall sowie zwei Brände setzten dem Rittergut in den Folgejahren schwer zu. Anfang 2024 wurde Haus Leithe dann überraschend auf einem Verkaufsportal im Internet angeboten. Nun gehört es Frauke Eule.