13. Februar 2025, 15:18 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
von links nach rechts: Martin Westrich, Michael Hottinger, Katja Venghaus, Dr. Jochen Grütters. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Zum Jahresbeginn 2025 hat sich die Stimmung in der Wirtschaft nicht verbessert. Risiken und Unsicherheiten bestimmen das Konjunkturklima. Dieses Ergebnis zeigt sich auch im Emscher-Lippe-Index (ELIX) nach einer aktuellen IHK-Umfrage unter den heimischen Betrieben. Die Befragten beurteilen ihre Geschäftslage und die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung weiterhin kaum positiv. Der ELIX steigt zwar leicht, bleibt im Durchschnitt der letzten zehn Jahre aber weiter im Tief – ähnlich wie die Konjunktur im gesamten Ruhrgebiet.
Wirtschaftsklima bleibt angespannt
„Die schwache Inlandsnachfrage, die hohen Energiekosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen trüben weiterhin das Konjunkturklima in der Emscher-Lippe-Region. Positive Rückmeldungen sind in der Minderheit“, berichtet Michael Hottinger, Leiter des Private Banking der Sparkasse Gelsenkirchen, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Der ELIX kommt zwar gegenüber dem Herbst 2024 – mit einem Anstieg um sechs Punkte auf 78 – ein wenig voran, doch bleibt der Abstand zum langjährigen Durchschnitt von 101 Punkten groß. „Das ist ein klares Indiz für die anhaltende Wachstumsschwäche“, so Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen.
Wirtschaftliche Lage bleibt gleich
Wie schon im vergangenen Herbst berichten 39 Prozent der Betriebe von schlecht laufenden Geschäften, während der Anteil der positiven Urteile auf lediglich 19 Prozent kommt. Der Lagesaldo liegt mit minus 20 Prozentpunkten ebenfalls auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie bei der letzten Umfrage. „Auch die finanzielle Lage ist bei etlichen Betrieben angespannt. 28 Prozent berichten mittlerweile von Eigenkapitalrückgängen und Liquiditätsengpässen. Im Herbst 2024 waren es noch 23 beziehungsweise 21 Prozent“, so Michael Hottinger.
Betriebe weiter besorgt
Die schwache Inlandsnachfrage ist das zentrale Konjunkturrisiko (68 Prozent der Nennungen) – lediglich zu Beginn der Corona-Pandemie lag der Wert noch höher. Es folgen die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die sich zum Jahresbeginn wieder deutlich in den Fokus geschoben haben. Im Herbst 2024 betrachteten 39 Prozent der Befragten die Energie- und Rohstoffpreise als großes Risiko, nun sind es 67 Prozent. „Standorte mit einem hohen Anteil an energieintensiven Industrien sind daher besonders belastet. Dies belegen auch die offiziellen Zahlen. Seit Februar 2022 bis November 2024 sank die Produktion in den energieintensiven Industrien in NRW um 14,4 Prozent“, so Dr. Jochen Grütters. Die Sorge um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen steht mit 65 Prozent an dritter Stelle. Infolgedessen hält das Stimmungstief weiter an – lediglich 13 Prozent rechnen mit konjunktureller Belebung in den nächsten Monaten. Demgegenüber befürchtet gut jeder dritte Betrieb (37 Prozent) eine weitere Verschlechterung.
Weiter Vorsicht bei Investitionen
Die Unternehmen wollten sich weiterhin bei ihren Investitionen zurückhalten. „Immerhin ist der Anteil der Betriebe mit defensiven Investitionsplänen im Vergleich zur letzten Umfrage zurückgegangen. Doch der Saldo steckt weiter deutlich im negativen Bereich“, so Konjunkturexperte Martin Westrich, stellvertretender Leiter des Private Banking der Sparkasse Gelsenkirchen.
Politische Entwicklungen dämpfen Exporterwartungen
Die Exporterwartungen sind auf einem neuen Tiefpunkt angekommen, wohl auch unter dem Eindruck der neuen US-Regierung. Das Auslandsgeschäft steht unter schwierigen Vorzeichen.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Die Beschäftigungssituation in der Emscher-Lippe-Region bleibt im Spannungsfeld zwischen demografisch-strukturell bedingtem Fachkräftemangel und konjunkturell bedingter schwächerer Personalnachfrage. „Fast zwei Drittel der Betriebe – genauer gesagt 60 Prozent – sehen sich mit dem Fachkräftemangel konfrontiert “, resümiert Dr. Jochen Grütters. In Teilen der Wirtschaft muss mit Stellenabbau gerechnet werden. Von den befragten Unternehmen planen 34 Prozent mit einer Verringerung der Beschäftigtenzahl. Dies dürfte insbesondere auf das verarbeitende Gewerbe zutreffen, wo bereits im vergangenen Jahr nach offiziellen Statistiken rund 700 Arbeitsplätze entfallen sind (minus 1,8 Prozent, auf insgesamt 40.000, Stand: Juni 2024). Insgesamt war die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im vergangenen Jahr noch leicht gestiegen – um 0,5 Prozent auf insgesamt 299.766.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt das Private Banking der Sparkasse Gelsenkirchen gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 80 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.