11. März 2025, 17:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Oberbürgermeisterin Karin Welge und der S04-Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann haben eine Erinnerungstafel an der Herzogstraße 52 in Gelsenkirchen enthüllt. Die Tafel erinnert an den Garten des Mietshauses an der damaligen Hauergasse 2, wo Vereinsmitgründer Heinrich Kullmann mit seinen Eltern lebte. Hier soll die Vereinsgründung unter einem Dutzend Jugendlicher besprochen und geplant worden sein.
An der heutigen Herzogstraße verlief einst die Hauergasse, eine kleine Straße im Schatten des Bergwerks Consolidation. Bereits 1864 wurde hier die erste Arbeitersiedlung der Zeche errichtet. Sie umfasste sechs Vierfamilien-Arbeiterhäuser mit Stallanbau. Bis auf das Haus Hauergasse 2 wurden sie im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1962 musste auch das letzte Haus einer städtebaulichen Neuordnung weichen. Die Hauergasse verschwand mit dem Ausbau der Grothusstraße zur vierspurigen Verbindung zwischen Gelsenkirchen und Horst.
Die Königsblauen initiierten im vergangenen Jahr anlässlich ihres 120-jährigen Vereinsbestehens eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG). Durch intensives Quellenstudium ermittelte das ISG den ursprünglichen Gründungsort: den Garten des Mietshauses an der damaligen Hauergasse 2, wo Vereinsmitgründer Heinrich Kullmann mit seinen Eltern lebte.
Die Recherchen des ISG ergaben, dass die Hauergasse der Geburtsort des FC Schalke 04 ist. Im Westen des Stadtteils Schalke, im Viertel um die Herzog-, Gewerken- und Arenbergstraße, fasste im Jahr 1904 ein Dutzend Jugendliche den Entschluss, einen Fußballverein zu gründen. Sie nannten ihn Westfalia Schalke. Zwanzig Jahre später wurde er in „FC Schalke 04“ umbenannt.
Oberbürgermeisterin Karin Welge anlässlich der Enthüllung der Tafel: „Die Geschichte der jungen Arbeiter, die unter Tage arbeiteten und im Schatten des Bergwerks Consolidation lebten, die keinen bürgerlichen Club fanden, der gegen sie spielen wollte oder einen von ihnen aufnehmen – die muss uns auch heute noch was sagen. Heute ist die alte Trennung Bürgerliche und Arbeiter vielleicht nicht mehr ganz so strikt, aber Klassismus ist nicht ausgestorben, der Rassismus noch weniger. Menschen lassen sich leider Gottes von Hetze und Häme auseinandertreiben, heute wieder mehr denn zuvor, und das in einem besorgniserregenden Ausmaß. Wie falsch das ist, und wie wichtig es ist, das Verbindende zu sehen und zu leben – daran erinnert uns die Geschichte des FC Schalke. Und von heute an auch diese Tafel.“
Matthias Tillmann, Vorstandsvorsitzender des FC Schalke 04: „Die Hauergasse gibt es seit den frühen 1960er Jahren nicht mehr. Sie hat damals einer neuen Raumplanung in unserer Stadt Platz gemacht. So ging mit der Zeit das Wissen darum verloren, wo sich die Hauergasse, wo sich Kullmanns Garten genau befunden haben. Anlässlich des 120. Geburtstags unseres Vereins im vergangenen Jahr haben wir uns zum Ziel gesetzt, unseren Gründungsort wieder exakt verorten zu können. Bei diesem Bemühen haben wir eine hervorragende Unterstützung durch die Stadt erfahren, für die ich mich im Namen des FC Schalke 04 ganz herzlich bedanken möchte. Denn das Institut für Stadtgeschichte fand durch akribische Recherchen und Quellenstudien heraus, dass der Bergmann Bernhard Kullmann Mieter des Wohnhauses in der Hauergasse 2 war.“
Die Versammlung, in der die Gründung des Clubs beschlossen wurde, fand genau in diesem Garten der Bergarbeiterfamilie Kullmann statt, die in der Hauergasse 2 wohnte. Hierhin hatte der Sohn Heinrich fußballbegeisterte Mitstreiter der eigenen Straßenmannschaft eingeladen.
Es handelte sich um Schüler, Schulentlassene sowie Lehrlinge der Zeche Consolidation und der Firma Küppersbusch. Ihr Anführer war Willy Gies. Bisher gab es nur wenige bürgerliche Fußballvereine in Gelsenkirchen. Westfalia sollte ein Verein für die Arbeiterschaft sein.
Zu den namentlich bekannten Vereinsgründern gehörten neben Gies und Kullmann ebenso Ferdinand Gebauer, Johannes Hornung, Johann Kessel, Viktor Krogull, Adolf Oetzelmann, Josef Seimetz, Willy van den Berg und Josef Versen. Den Traum der Jungs formulierte Willy Gies: „In England sollen kürzlich 90.000 Zuschauer bei einem Pokalspiel gewesen sein – wir wollen auch einmal vor 90.000 Zuschauern spielen.“
Als FC Schalke 04 haben ihre Nachfolger diesen Traum wahr werden lassen.