Konzert, 21. November 2021, 17:00 Uhr, Kulturraum „die flora“
Unter dem Titel „Pas de deux“ präsentieren Kolja Lessing und Rainer Maria Klaas einen Abend rund um Kompositionen jüdischer Komponistinnen und Komponisten von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1846), über Ursula Mamlok (1923-2016) bis zum Zeitgenossen Sidney Corbett (*1960). Der erste Teil wird von Kolja Lessing an der Violine gestaltet, während Rainer Klaas den Klavierpart übernimmt. Den zweiten Teil nach der Pause präsentiert der mit einer instrumentalen Doppelbegabung gesegnete Kolja Lessing als Solist am Klavier.
Auf dem Programm stehen auch den beiden Interpreten eigens gewidmete Werke. Das „Duet for Violin and piano“ von Ignace Strasvogel (1909-1994) ist 1991 entstanden und von den Widmungsträgern uraufgeführt worden. Kolja Lessing ist der Widmungsträger einer Komposition des 1927 in Saarbrücken als Hermann Jakob Steinke geborenen Komponisten Zvi Avni. Das Stück „Pas de deux“ (2006) für Violine und Klavier hat Lessing später auch in einer von ihm eingerichteten Version für Violine und Streichorchester aufgeführt. Im Kulturraum „die flora“ steht natürlich die Originalfassung auf dem Programm.
Einen besonderen Blick wirft der Abend auf den 1948 gegründeten Staat Israel und dessen Musiktradition. Mit ihrer mehr oder minder starken Verwurzelung in musikalischen Traditionen suchten Komponisten einen neuen Standort in dem nach kultureller Identität strebenden Palästina bzw. Israel. Oft waren es – neben der existenziellen Rettung vor den nationalsozialistischen Pogromen – äußere Umstände, ja Zufälle, die den Weg nach Palästina bestimmten; der zionistische Gedanke ist nur bei einigen Komponisten richtungsweisend. Jenes Ringen um neues künstlerisches Profil, im subjektiven wie im nationalen Sinne, spiegelt sich in nicht geringem Maße auch in der Hebräisierung mancher Vornamen bis hin zur Annahme neuer, hebräischer Namen. Kein anderes Exilland hat so wie Palästina/Israel in den 1930er bis 1950er Jahren zur Auseinandersetzung mit jüdischen Traditionen herausgefordert – unabhängig von individuellen Positionen zu Religion und Zionismus stellte sich hier die Frage nach israelischer Identität, nach der Schaffung einer neuen Israelischen Musik auf den Grundlagen verschiedenster, zumeist ostjüdischer Einflüsse.
Programmfolge:
Issai Dobrowen (1891-1953): Mélodie hébraïque op. 12 für Violine und Klavier (1923)
Felix Mendelssohn (1809-1847) / Ferdinand David (1810-1873): Jägerlied (op. 19.3). Bearbeitung für Violine solo
Sidney Corbett (*1960): Polydoros Echoes für Violine solo (2011)
Ignace Strasfogel (1909-1994): Duet for Violin and Piano (1991), Kolja Lessing und Rainer Maria Klaas gewidmet
Abel Ehrlich (1915-2003): Bashrav für Violine solo (1953)
Tzvi Avni (*1927): Pas de deux für Violine und Klavier (2006)
– Pause –
Friedrich Gernsheim (1839-1916): Zwei Präludien aus op. 2 für Klavier
Heinrich Schalit (1886-1976): Miniaturen für Klavier
Ursula Mamlok (1923-2016): Sonatensatz a-Moll für Klavier (1942)
Isco Thaler (1902-unbekannt): Jüdische Stücke für Klavier
Leon Klepper (1900-1991): Danse Nr. 1 für Klavier
Berthold Goldschmidt (1903-1996): Capriccio op. 11 für Klavier (1927)
Kolja Lessing: Geige, Klavier (2. Teil)
Rainer Maria Klaas, Klavier (1. Teil)
Zum Jahr 2021, das bundesweit „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ thematisiert, leistet der Veranstaltungszyklus „Wie sich die Zeit verzweigt“ (Paul Celan) einen Beitrag mit sieben verschiedenen Programmen, die deutsch-jüdisches Komponieren und Dichten in bekannten, aber auch vielen neuen und neu zusammengestellten Aspekten beleuchten. Mit einer Verankerung im 19. Jahrhundert – Felix Mendelssohn, Ferdinand Hiller und Gustav Mahler – wirft der Zyklus historische Schlaglichter auf die kulturellen Epochen vor dem 1. Weltkrieg, zwischen den Kriegen und nach dem 2. Weltkrieg bis in die heutige Zeit. Jüdische Dichterinnen und Dichter wie Nelly Sachs, Paul Celan, Yvan Goll oder Stefan Zweig sind in Sprachtext oder Vertonung ebenso vertreten wie Komponistinnen und Komponisten von Arnold Schönberg über Hanns Eisler, Kurt Weill, Stefan Wolpe, Berthold Goldschmidt bis zu Ursula Mamlok, Zvi Avni, Sidney Corbett oder Gilead Mishory. Die in Gelsenkirchen geborenen und später nach Israel ausgewanderten Komponisten Ben-Zion Orgad und Zvi-Herbert Nagan spielen dabei eine besondere regionale Rolle. Auch zeitgenössische nicht-jüdische Komponisten wie Michael Denhoff, Wolfgang Rihm, Stefan Heucke oder Michael Em Walter tragen mit Vertonungen jüdischer Autorinnen und Autoren zum Gesamtbild bei.
Die musikalisch-literarische Konzertreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kulturraum „die flora“ der Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit der Stadt Recklinghausen/Fachbereich Kultur, der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, dem Freundeskreis Synagoge Bochum-Herne-Hattingen e. V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kreis Recklinghausen e. V.
Mit Unterstützung durch die LWL-Kulturstiftung
Eine Veranstaltung im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Einen Link zur Vorschau und zur PDF auf die Musikalisch-literarische Kammerkonzertreihe "Wie sich die Zeit verzweigt" finden Sie unten.
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Veranstalter: Kulturraum „die flora“
Eintritt: 14,00 €, ermäßigt 10,00 € (Schüler/innen, Studierende, Auszubildende, GE-Passinhaber/innen, Ehrenamtskarten-Inhaber/innen). Begleitpersonen von Schwerbehinderten haben freien Eintritt.
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