Oper/Operette, 10. April 2022, 18:00 Uhr, Musiktheater im Revier (MiR) - Großes Haus
CARMEN. Bildrechte: Karl und Monika Forster
Carmen lebt die Freiheit und sie wird sie um jeden Preis verteidigen. Wenn sie liebt, dann ist ihre Liebe stark, aber ist sie verflogen, zieht auch Carmen davon. Unerhört für das Pariser Publikum der Uraufführung ist in der gleichnamigen Oper aber nicht nur das Portrait einer selbstbestimmten Frau, sondern der zur Schau gestellte Realismus: Carmen ist Arbeiterin, Prostituierte und auch noch eine „Bohème“, eine Roma. Unerhört aus heutiger Sicht, ist die Art und Weise, wie sie ihr letzter Liebhaber, Don José, besitzen will. Der zurückhaltende Außenseiter entpuppt sich als hartnäckigster ihrer Verehrer. Dem bürgerlichen Lieutenant winkt die Ehe mit seiner Ziehschwester, dem Landmädchen Micaela. Stattdessen verfällt er der Anziehungskraft der außergewöhnlichen Carmen, findet er in ihr die Erlösung von den Wunden der Vergangenheit und Sehnsüchte, die er noch nie gespürt hat. Als Carmen droht, weiterzuziehen, durchlebt Don José ein neues Gefühl – eine rasende Eifersucht, die die einstige Liebesgeschichte ihrem tragischen Ende entgegentreibt.
In Georges Bizets „Carmen“ stehen echte Menschen auf der Bühne, mit allen unsympathischen Wesenszügen. Bizets Musik führt aber auch dazu, dass allen menschlichen Fehlern zum Trotz, die stolze Carmen und der krankhaft eifersüchtige Don José sich direkt in die Herzen des Publikums singen. In Rahel Thiels Inszenierung reißt Carmen ihr Publikum Hals über Kopf in einen Strudel der Sehnsüchte, des Freiheitsdrangs und der menschlichen Abgründe.