Das Musiktheater im Revier (MiR) setzt nicht nur künstlerisch, sondern auch architektonisch Maßstäbe und zählt zu den bedeutendsten Theaterbauten der Nachkriegszeit. Am 15. Dezember 1959 wurde der Komplex nach den Entwürfen der Architektengruppe Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Ortwin Rave und Max von Hausen mit zwei Spielstätten - dem Großen und dem Kleinen Haus - eröffnet. Die damals wie heute hoch gelobte Integration von Architektur und bildender Kunst gibt dem Theater seinen unverwechselbaren Charakter.
Ein "Sommernachtstraum" wurde zur MiR-Eröffnung am 15. Dezember 1959 auf die Bühne gezaubert. Die Geschichte dieses Musiktheaters reicht jedoch viel weiter zurück: Bereits 1914 wurden im Gelsenkirchener Stadtrat die ersten Ideen für den Neubau eines Theaters gesammelt, die Stadt hatte von 1911 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs einen Theaterbaufonds von 1.150.000 Goldmark angespart. Doch nach dem Krieg war dieses Geld nichts mehr wert. Erst 1950 holte man die Pläne wieder aus der Schublade, 1951 entschied sich die Stadtspitze für den zentralen Standort. Drei Jahre später wurde ein Architektenwettbewerb ausgerufen, die Jury wählte aus 52 Projektvorschlägen den Entwurf des Architektenteams von Werner Ruhnau, Harald Deilmann, Max von Hausen und Ortwin Rave aus, der einen nicht ausgeführten Entwuf Mies van der Rohes für das Mannheimer Nationaltheater variierte.
Am 22. Juni 1956 legte Gelsenkirchens damaliger Oberbürgermeister Robert Geritzmann den Grundstein für den gläsernen, lichtdurchfluteten Theaterneubau. Werner Ruhnau, der als Architekt die Federführung übernahm, zog in die legendäre „Opernbauhütte” ein und scharte Künstler wie Norbert Kricke, Robert Adams, Paul Dierkes und Jean Tinguely um sich, die Mobiles und Skulpturen für Außenwände und das Foyer gestalteten. Rund dreieinhalb Jahre später konnte das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier in Betrieb genommen werden.
Das große Haus bietet heute Platz für 1040 Zuschauer, im kleinen Haus finden sich 450 Plätze. Seit 1997 steht das Musiktheater Gelsenkirchen unter Denkmalschutz. 2018 wurde der Theaterbau im Rahmen des Europäischen Kulturerbe-Jahres von der Initiative StadtBauKultur NRW und der Technischen Universität Dortmund als allererster Bau mit der Architektur-Auszeichnung “Big Beautiful Building” bedacht.
Auch die Künstler, die es seit der Eröffnung mit Leben füllten und füllen, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichungen nach Gelsenkirchen geholt. Das Musiktheater im Revier gehörte schon in den 1950er Jahren, damals noch als Städtische Bühnen Gelsenkirchen, zu den wesentlichen Bühnen seines Genres im deutschen Sprachraum. Den Namen „Musiktheater im Revier“ trägt das Haus seit 1967. In diesem Jahr wurde die Schauspielsparte, die es in den ersten acht Jahren nach der Eröffnung des Neubaus noch gab, aus Kostengründen abgeschafft. In Gelsenkirchen konzentrierte man sich seither stärker auf Opern, Operetten, Musicals und Sinfoniekonzerte.
Für die künstlerischen Inhalte des Musiktheaters im Revier sorgen heute neben Generalintendant Michael Schulz und seinem Team ein 17-köpfiges internationales Sängerensemble, die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Generalmusikdirektor Rasmus Baumann und der Opernchor des MiR. Als eigene Sparte hat das sechzehnköpfige Ballettensemble, das inzwischen „MiR Dance Company“ heißt, eine Heimat im Theaterbau. Seit der Spielzeit 2019/2020 hat zudem die Puppenspielkunst mit einer festen Puppentheatersparte am MiR Einzug gehalten - ein Novum an einem Opernhaus. Mit Angeboten für Kinder und Jugendliche hat sich das Musiktheater im Revier mit Unterstützung der „MiR-Stiftung“ weit über die Grenzen Gelsenkirchens hinaus einen Namen geschaffen.