Oberbürgermeisterin Karin Welge bietet seit ihrem Amtsamtritt der lokalen Szene der bildenden Kunst ein Forum und lässt Arbeiten von Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstlern für jeweils sechs Monate in ihrem Dienstzimmer sowie im angrenzenden Warte- und Flurbereich im Hans-Sachs-Haus ausstellen. Der Ausstellungszyklus findet von Mai bis Oktober sowie von November bis April statt. Nach Arbeiten von Ekkehart Bussenius, Jannine Koch, Gabi Rottes, Jo Scholar, Claudia Tebben und Werner Ryschawy folgen nun Werke von Heiner Szamida (Mai bis Oktober 2024) und Philipp Valenta (November 2024 bis April 2025). Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos; eine telefonische Anmeldung ist erforderlich.
Winzige, zusammengepresste Holzspäne verbinden sich in den Werken, die Heiner Szamida aktuell bei OB art zeigt, im Zusammenspiel mit klaren geometrischen Strukturen zu einer einzigartigen Formensprache: Wer seine Serie von Rechtecken, die hier an den Wänden hängen, aus der Nähe betrachtet, erkennt die feinen Fasern von Spanholzplatten. Heiner Szamida lädt mit seinen Kunstwerken dazu ein, den Blick auf die einzigartigen Strukturen dieses Werkstoffes zu richten. Er bricht die verleimten Platten auf und fügt sie so zusammen, dass ihre Kanten sichtbar werden und die Holzplatten ihr feinporiges Innenleben offenbaren. Natur, die bewusst verändert wurde und sich doch eine ganz eigene Struktur erhalten hat, wird hier zum Protagonisten der Kunst.
Eine weitere Werkserie mit hellgrauen Strichen auf schwarzem Untergrund erinnert auf den ersten Blick an filigrane japanische Tuschezeichnungen, doch auch hier setzt Heiner Szamida Holzfasern gekonnt in Szene: Grobe Holzspäne hat er für diese Werkserie auf einer Glasplatte angeordnet und kopiert, den daraus resultierenden Siebdruck wiederum auf kleine Spanholz-Quadrate kaschiert, so dass nun verschiedene Holzmotive aufeinandertreffen, um einzigartige Kunstwerke zu formen. Heiner Szamida spielt hier mit wiederkehrenden Mustern und seriellen Strukturen. „Die einzelnen Quadrate lassen sich in diesen Bildern immer wieder neu anordnen“, verrät der Künstler, der seit über 40 Jahren in der Künstlersiedlung Halfmannshof lebt und arbeitet. Sein Beitrag zu OB art ist eine faszinierende Hommage an den Werkstoff Spanholz, der so oft ein unbeachtetes Dasein in unserem Alltag fristet und hier zu Konkreter Kunst avanciert.
Kunst aus Gelsenkirchen zu fördern und zu zeigen, hat im Hans-Sachs-Haus eine lange Tradition, die bereits in den 1960er Jahren mit dem damaligen Oberbürgermeister Hubert Scharley begann und später mit der Kommunalen Galerie ihre Fortsetzung erfuhr. Mit dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses und der Realisierung der stadtgeschichtlichen Ausstellung "Wandel ist immer" ist der Platz für die Kommunale Galerie verloren gegangen, doch an ihre Tradition knüpft Oberbürgermeisterin Karin Welge an, um regelmäßig ausgewählte Werke im OB-Bereich zu zeigen als klares Bekenntnis zur Kunst aus Gelsenkirchen.
Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstlern, die in Gelsenkirchen leben oder arbeiten, werden jährlich nach einer Ausschreibung entgegengenommen. Eine Jury wählt die Arbeiten für die beiden halbjährlichen Ausstellungen aus. Die Ausschreibung für den Ausstellungszyklus 2025/26 wird voraussichtlich im Januar 2025 veröffentlicht.