Gräsel, Friedrich - Europator
Skulptur,
1997
Friedrich Gräsel - Europator .
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen Thomas Robbin
Bildrechte: Sabine Fiereck
Bildrechte: Sabine Fiereck
Zum Objekt
1997 fand auf der Industriebrache der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen die Bundesgartenschau statt. Den südlichen Eingangsbereich markierte damals wie heute das „Europator“ des Bochumer Bildhauers Friedrich Gräsel. Allerdings ist bei einem jetzigen Besuch die unmittelbare Umgebung inzwischen frei von Umzäunungen und Drehkreuzen, so dass der Blick des Betrachters durch die monumentale Stahlskulptur Gräsels hindurch ungehindert der bis zum Rhein-Herne-Kanal verlaufenden, als Allee gestalteten Achse folgen kann.
Gräsel verwendet für seine Skulptur das runde Volumen der industriell gefertigten Stahlröhre und stellt diese zu einer rechteckigen, leicht angeschrägten Bogenform zusammen. Mitten auf dem Weg platziert, erscheint das Metallgebilde wie eine freigestellte Torsituation, eine Art Triumphbogen, durch den der Besucher hindurchgehen kann und der bei Dunkelheit von unten her beleuchtet wird. Irritierend wirkt die fehlende Symmetrie, die leichte Schräge des „Türsturzes“ und die verwinkelten Weiterführungen der Röhrenelemente zu beiden Seiten des Bogens. Die stabilen Vertikalen der den Durchgang bildenden Röhren werden im weiteren Verlauf scheinbar willkürlich gekippt und brechen die klare, minimalistische Grundform spannungsreich auf. Das Resultat ist, dass der Gesamteindruck zwar durch die konsequente Verwendung der gleichen Röhrenkomponenten einheitlich wirkt, die Konstruktion als solche jedoch einer streng geometrischen Gleichmäßigkeit zuwiderläuft und aus verschiedenen Perspektiven gesehen abwechslungs- und detailreicher wird als zunächst angenommen.
Seit den sechziger Jahren arbeitet Friedrich Gräsel mit vorgefertigten Industrieelementen. Auf dem Gelände der Bundesgartenschau korrespondiert das von ihm verwendete Material mit den sich im Nordteil des Areals befindenden Industrieanlagen der Zeche Nordstern. Nach eigener Aussage sah Gräsel seine Skulptur „als KUNST-DENK-MAL für die schwindende Industrie und als Eingangstor für ein rekultiviertes und als
Zum Künstler
Der bekannte Bochumer Künstler Friedrich Gräsel studierte an den Staatlichen Kunsthochschulen in München und Hamburg und lehrte selbst ab den 1970er Jahren an verschiedenen Hochschulen, u.a. in Essen und Kairo. Prof. Gräsel ist Träger vieler nationaler und internationaler Auszeichnungen und ist seit 1966 mit seinen plastischen Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungen vertreten.
Typisch für Gräsels Arbeiten ist die Verwendung der Röhre aus Asbestzement oder Stahl, die er zu plastischen Kompositionen formiert. „Durch die Wahl von Material, Form und Konstruktionsprinzip, durch Einsatzbereich der künstlerischen Aktivität und Bestimmungsort des Kunstwerkes, wie schließlich auch die Einbeziehung des künstlerischen Produktionsprozesses in den industriellen Produktionsprozeß, die das Atelier in den Industriebetrieb verlegt, strebt Gräsel sehr konsequent und überzeugend eine angemessene Neubestimmung von Kunst und Künstler in der Industriegesellschaft an. (Jürgen Morschel)“
Hintergrund
Zur künstlerischen Gestaltung des Europaplatzes wurde 1994 von der BUGA GmbH ein Wettbewerb ausgerufen, zu dem 18 Künstler aus dem Revier eingeladen wurden, die sich bereits mit künstlerischen Projekten zum Strukturwandel der „Emscherregion“ auseinandergesetzt hatten. Als zweiter Preisträger dieses Wettbewerbs ging Friedrich Gräsel hervor, dessen unter dem Titel „Europastern“ eingereichter Entwurf jedoch nur in einer reduzierten Version umgesetzt wurde. Neben dem „Europator“ war ursprünglich ein weiteres Tor von Gräsel geplant, das für das andere Ende des geradlinigen Hauptweges, der Europa-Allee, gedacht war. Entlang der Allee sollten Merktafeln mit Daten zur Entwicklung der Europäischen Union aufgestellt werden. Zudem sah sein Entwurf die Einrahmung von 16 Linden durch pergolaförmig angeordnete Stelen aus Edelstahlrohren und die Aufstellung einer einzelnen Edelstahlstele auf der Mitte der Allee vor.