Rickey, George - ohne Titel (Mobile Außenplastik)
kinetische Skulptur,
1971
Zum Objekt
Diese kinetische Plastik des amerikanischen Künstlers George Rickey entfaltet ihren besonderen Reiz, sobald der Betrachter sich und ihr ein wenig Zeit lässt. Erst im Verharren vor dem Objekt lassen sich die langsamen Bewegungen der beiden quadratischen Stahlplatten, die oben an einer ca. 5 Meter hohen Stange nebeneinander befestigt sind, gut verfolgen. Stange und Platten sind drehbar gelagert, sodass sich die Plastik vom Wind in Bewegung versetzen lässt. Ein leichter Luftzug reicht bereits aus, um die Stahlteile bedächtig auspendeln zu lassen. Dabei verlaufen die Bewegungsabfolgen der beiden „Fahnen“ jedoch nicht synchron, sondern jeweils versetzt. So kann eine Stahlplatte der Bewegung der anderen wie ein Echo folgen oder aber eine andere Richtung einschlagen.
Die Konstruktion unterliegt insgesamt einer ständigen Veränderung und das nicht nur aufgrund der divergierenden Bewegungsabläufe, sondern auch wegen der wechselnden Schattierung der polierten Stahlflächen, die die Lichtverhältnisse reflektieren.
Durch die Art der Montage sind die Variationsmöglichkeiten der Bewegungsabläufe begrenzt. Zusammen mit der reduzierten Formgestaltung finden sich in dieser Plastik Faktoren wie Einfachheit und Langsamkeit, die pointiert die Bewegung als solche in den Vordergrund stellen. Somit zeigt sich hier ein Beispiel kinetischer Kunst - eine Kunstform, die insbesondere in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts populär wurde.
Im Kontext eines kompakt bebauten architektonischen Umfeldes und hektischer Betriebsamkeit setzt diese Skulptur durch die Betonung der langsamen Bewegung ein deutliches Gegengewicht. Nuancenreich gelingt es der mechanischen Konstruktion natürliche Einwirkungen wie Wind und Licht mit in ihr ästhetisches Spiel einzubeziehen.
Zum Künstler
Neben Alexander Calder und Jean Tinguely handelt es sich bei George Rickey um einen der bedeutendsten Vertreter der Kinetischen Kunst. Bereits Ende der 1940er Jahre arbeitete er an beweglichen Skulpturen, die aus Glas bestanden. Schon bald aber setzte er sie vorzugsweise wie hier in rostfreiem Stahl um, wobei er einfache geometrische Formen favorisierte. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der kinetischen Kunst stellte Rickey seine mobilen Skulpturen bereits früh im Außenraum aus. Anstelle der sonst häufig verwendeten Hilfsmotoren konnte die Bewegung einer Plastik somit durch Wind erzeugt und den sich verändernden äußeren Bedingungen unterworfen werden.
Hintergrund
Seit 1971 stand die Plastik vor dem Bildungszentrum, Ebertstraße 19. Im Rahmen der Umgestaltung der Ebertstraße wurde das Kunstwerk 2020 an seinen jetzigen Standort versetzt,