Noculak, Klaus /EsRichter, Hermann - Schienenplateau
Bodenrelief,
1997
Bildrechte: Sabine Fiereck
Bildrechte: Sabine Fiereck
Zum Objekt
Während die von Klaus Nucolak und Hermann EsRichter gestaltete Landmarke „Nachtzeichen“ einen schon von Weiten sichtbaren Blickfang darstellt, handelt es sich bei dem ebenfalls von dieser Künstlergemeinschaft auf der Halde Rungenberg arrangierten „Schienenplateau“ um ein versteckteres Stück Kunst. Das aus 5.500 Meter Zechenbahngleisen bestehende Strukturfeld befindet sich in etwa auf der Mitte der oberen Haldenterrasse und ist über einen der vielen die Halde umlaufenden Fußwege zu erreichen. Auf einer elliptischen Fläche von 33 x 41 Metern, die waagerecht in die sanft geneigte Halde eingeschnitten wurde, bilden die dicht an dicht gelegten Schienenstränge ein Bodenrelief, welches eine lineare Grundstruktur bildet. Aufgebrochen wird die einheitliche Anordnung durch einige auf die Grundstruktur diagonal aufgeschweißte Schienen. Diese Partien wirken im Kontrast zum stringenten Grundmuster der parallel gesetzten Metallstränge willkürlich und richtungslos.
Durch den Einsatz des Gleismaterials zur künstlerischen Gestaltung der Bergehalde der ehemaligen Zeche Hugo findet sich hier ein deutlicher Bezug zur Vergangenheit des Ortes. Schienen symbolisieren das Transportmittel, welches für den Bergbau bzw. für die industrielle Entwicklung der Region insgesamt entscheidend wurde. Indem die Schiene jedoch nicht in ihrer Funktionalität, sondern als ästhetisches Mittel in den Vordergrund gestellt wird, zeigt sich gleichzeitig der artifizielle und entfremdete Charakter des Ortes. Die Veränderung im Zuge des Strukturwandels - von der Halde einer Zechenanlage zum gestalteten Naherholungsraum - findet hier seinen Spiegel. Vergangenheit und Gegenwart, Industrie und Natur treffen in dieser künstlerischen Auseinandersetzung spannungsreich aufeinander.
Zum Künstler
Hermann EsRichter studierte Kunst in Essen, Stuttgart und Düsseldorf sowie Philosophie und Geographie an der Universität Köln. Mit seinen in unterschiedlichen Medien gestalteten Arbeiten nahm er bereits an diversen Einzel- und Gruppenausstellungen teil. Er lebt und arbeitet in Oberhausen und Mülheim/Ruhr.
Klaus Noculak ist gelernter Steinmetz und studierte Bildhauerei an der Werkkunstschule Dortmund sowie an der Hochschule für bildende Künste Berlin. Der in Berlin lebende Künstler ist auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Seine Arbeit umfasst insbesondere die Gestaltung von Außenräumen, architekturbezogene Kunst und Papierobjekte.
Hintergrund
Hermann EsRichters und Klaus Noculaks gewannen 1992 den Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der Halde Rungenberg. Ihr Siegerentwurf sah ursprünglich eine dreiteilige plastisch-skulpturale Konzeption vor, die neben dem „Schienenplateau“ und der „Nachtzeichen-Landmarke“ eine „Kunstnatur-Schneise“ als Natur-Skulptur vorsah, die jedoch nicht realisiert wurde. Letzteres sollte das Kernstück des Vorhabens werden und den gesamten dritten Hügel der Halde überspannen. Auf der Erhebung war ein „Ellipsenmaar“ als flaches Regenwassersammelbecken geplant. Wie auch schon bei der Ellipsenform des „Schienenplateaus“ sollte hier die das Luftbild der Umgebung dominierende geometrische Rundform (wie z.B. bei Autobahnauffahrten, Fußball- oder Stadionfeldern zu beobachten) aufgegriffen werden.