LIT Fischer, Jürgen/Brdenk,Peter - Spiegelung II
Wandgestaltung,
1997
Jürgen LIT Fischer/Peter Brdenk - Spiegelung II.
Bildrechte: Sabine Fiereck
Jürgen LIT Fischer/Peter Brdenk - Spiegelung II.
Zum Objekt
Das durch sein leuchtendes Blau schon von weitem auffallende Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern war vor seiner Umgestaltung ein unscheinbarer fünfziger Jahre Zweckbau. Mit seiner umfangreichen Elektro- und Maschinenanlage beförderte das 1958 errichtete Pumpwerk Gelsenkirchen-Horst jahrelang Wasser über den Emscherdeich, um die durch den Kohleabbau entstandenen Polderflächen zu entwässern. 1996 war das Pumpwerk Horst renovierungsbedürftig und sollte zur anstehenden Bundesgartenschau saniert werden, nicht zuletzt um in diesem Rahmen von der Emschergenossenschaft als Ausstellungsfläche genutzt werden zu können - als Informationszentrum zum Thema Geschichte und zukünftige Entwicklung der Emscherregion.
Die folgende architektonische Umgestaltung übernahm das Planungsbüro CCS, Wolfgang Kahlert, und sah als Neuerung insbesondere einen auf das Flachdach aufgesetzten Glaspavillon sowie eine Beton-Glasfassade vor. In Abstimmung mit dem verantwortlichen Planungsbüro entwickelte der Düsseldorfer Künstler Jürgen LIT Fischer das Konzept für die künstlerische Fassadengestaltung.
Mittels hochmoderner Verfahren ließ LIT Fischer die Konstruktion des aufgesetzten gläsernen Ausstellungspavillons auf die Glasplatten drucken, so dass die Wirkung entsteht, dass sich der obere Gebäudeteil in der blauen Glasfläche spiegelt. Aufgrund des 180 Grad-Winkels ist eine solche Spiegelung allerdings überhaupt nicht möglich. Es entsteht somit quasi eine doppelte optische Täuschung: zum einen handelt es sich bei einer Spiegelung per se um einen optischen Effekt, zum anderen wird ein solches optisches Phänomen nur vorgetäuscht. Besonders interessant wird dieser Aspekt auf dem Hintergrund, dass sich die Umgebung des Gebäudes tatsächlich im Fassadenmaterial leicht spiegelt.
Nach eigener Aussage war für LIT Fischer vor allem die Beziehung zur Eigenschaft des Wassers von Bedeutung. Das spiegelnde Material (Glas) und die Farbe (Blau) entsprechen diesem Element.
Zum Künstler
Jürgen Fischer war Autodidakt. Seit Beginn der 1970er Jahre lebte und arbeitete er in Düsseldorf. Nachdem Licht zum wesentlichen Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit wurde, fügte er seinem Namen den Zusatz „LIT“ zu.
Höhepunkt seiner umfangreichen Ausstellungstätigkeit war die Beteiligung an der Architektur Biennale in Venedig 1996. Als bekannteste Arbeit im öffentlichen Raum ist das "Nächtliche Lichtereignis Fraktal", so der Titel der Lichtinszenierung des Tetraeders in Bottrop, die er zusammen mit Peter Brdenk konzipierte, zu nennen.
Peter Brdenk studierte vor seiner Architektenausbildung in Essen und Dortmund Luftfahrttechnik in Aachen. In der gemeinsamen Arbeit mit Jürgen LIT Fischer wandte sich der Diplom-Ingenieur verstärkt der Kunst im öffentlichen Raum zu.
Die erste Zusammenarbeit von Jürgen LIT Fischer und Peter Brdenk kam 1993 anlässlich des Wettbewerbs zur Neugestaltung des Hauptbahnhofs Gelsenkirchen zustande.
Hintergrund
Das 1958 errichtete Pumpwerk ersetzte einen Vorgängerbau, welcher 1942 erbaut und wegen zu geringer Kapazitäten erneuert werden musste. 1980 machte die zunehmende Bergsenkung den Bau eines weiteren Pumpwerks notwendig. Seit 1996 wird nur noch bei heftigem Regenfall stark verdünntes Mischwasser die rund 20 Meter über den Deich in die Emscher gehoben. Der größte Anteil gelangt über einen großen unterirdischen Abwasserkanal zur Kläranlage Bottrop.