Dohr, Günter - Consol Gelb
Lichtinstallation,
2000
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen/Hubert Haarst
Bildrechte: Sabine Fiereck
Zum Objekt
Der Förderturm von Schacht 9 der ehemaligen Zeche Consolidation 3/4/9 in Gelsenkirchen-Bismarck ist eine von Gelsenkirchens Landmarken: ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt, der die industrielle Vergangenheit und den folgenden Wandel der Stadt verkörpert. Besagter Wandel setzte im Falle der Zeche Consolidation maßgeblich Mitte der neunziger Jahre ein, als der Standort in Bismarck stillgelegt wurde und die erhaltenen Gebäude nach und nach einer kulturbezogenen Nutzung überführt wurden. Eine gelungene Akzentuierung des Industriedenkmals und seiner Funktion als Landmarke gelang Günther Dohr mit seiner 2000 eingerichteten Lichtinstallation „Consol Gelb“ im Kopf des Förderturms.
Günter Dohr ließ im oberen Bereich des Doppelstrebengerüsts in mehreren horizontalen Reihen 32 gelbe Natriumdampflampen und 16 rote Leuchtstoffröhren anbringen. Wie der Titel der Arbeit bereits vorgibt, ist die Farbe Gelb absolut vorherrschend, sie leuchtet besonders intensiv und breitet sich in der Dunkelheit weit aus. Die roten Linien aus Leuchtstoffröhren entwickeln dagegen weitaus weniger Strahlkraft. Vielmehr haben sie die Aufgabe den gelben Lichtschein nach unten hin abzuschließen, gleichzeitig aber auch die Wirkung des Gelbes noch zu steigern. Das gelbe Licht wird unstreitbar zum Hauptakteur der Inszenierung. Als Bedeutungsträger kann die Farbe Gelb - neben negativen Konnotationen wie Neid und Schande - Sonnenlicht, Energie, Erkenntnis und Gedeihen des Lebendigen symbolisieren. Künstliches Licht bildet zudem eine wichtige Grundlage für Industrialisierung und Fortschritt und ist bzw. war gerade für den Bergmann unter Tage von allergrößtem Wert. Somit besitzen Farbgebung und Lichtgestaltung im Kontext des Förderturms nicht nur für sich einen großen ästhetischen Anspruch, sondern können auch direkt mit dem Standort in Bezug gebracht werden.
Zum Künstler
Günter Dohr absolvierte sein Studium an der Universität Münster sowie an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste Kassel. Bereits kurz nach seinem Studium, Mitte der sechziger Jahre, widmete er sich der Kinetischen Kunst und dem Entwurf von Lichtobjekten. Man darf sagen, dass Licht und Farbe die zentralen Themen im Werk Dohrs darstellen, auch in der Malerei, der er sich seit Ende der siebziger Jahre widmet. Größere Projekte in Form verschiedener Lichtinstallationen im öffentlichen Raum wurden vorzugsweise im Raum NRW verwirklicht (u.a. bereits 1969 im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der Künstlergruppe „B1“). Zudem lehrte er seit 1980 an der FH Niederrhein im Fach Objekt-Design.
Hintergrund
Der Bau des Steinkohlenbergwerks „Consolidation“ begann 1863. Bereits in den 1870er Jahren war die Zeche eine der größten im Ruhrgebiet.
Der Zentralförderschacht 9 entstand ab 1915, aufgrund von Verzögerungen durch den ersten Weltkrieg wurde der markante Förderturm in Form eines Doppelstrebengerüstes jedoch erst 1922 errichtet. Das Doppelstrebengerüst entstand noch als Stahlfachwerk-Konstruktion und zählt heute zu den letzten noch erhaltenen Fördergerüsten seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit den beiden Maschinenhäusern bildet es ein hochrangiges, denkmalgeschütztes Ensemble.