Koko Bi, Jems Robert - Wildes Paar
Skulptur,
2005
Bildrechte: Sabine Fiereck
Zum Objekt
Diese acht Meter hohe Baumskulptur des afrikanischen Künstlers Jems Robert Koko Bi hebt sich durch ihre helle Farbigkeit deutlich aus ihrem bewaldeten Umfeld hervor. Das aus einem Baumstamm gestaltete „Wilde Paar“ zeichnet sich allerdings erst bei genauerem Hinsehen ab. Auf dem allerersten Blick wirken die zumeist nur leicht aus dem Baumstamm herausgearbeiteten Formen abstrakt. In die präsent bleibende Gestalt des Baumstammes hat Koko Bi nur sehr pointiert eingegriffen. Nach einer eingehenderen Betrachtung werden jedoch zwei Köpfe und Arme erkennbar. Zwei eigenständige Figuren - eine klein, eine groß - werden durch reduziert gesetzte Kerben und Aushöhlungen formuliert und fügen sich in den eng begrenzten Umriss ein, verschmelzen zu einem Ganzen und verbildlichen eine kaum zu überbietende Nähe, Vertrautheit und Zugehörigkeit zueinander. Durch den hohen Grad der Abstraktion gelingt Koko Bi eine unkitschige Paardarstellung, die reich an emotionaler Intensität ist. Die Verschmelzung der Figuren im Zusammenhang mit der ausgeprägt aufragenden Form der Skulptur beschwört indessen unweigerlich die Assoziation eines Phallus hervor.
Die gegenseitige Umarmung kann darüber hinaus auch als ein Schutz suchen bzw. geben verstanden werden. So sieht der Künstler in dem Paar die heiligen Paten des Waldes, die über die Natur wachen, die von den Menschen nicht zerstört werden darf. Seiner Aussage nach will er mit seiner Skulptur "Leben in den Wald bringen - das Paar ist Symbol für alle, die diesen Park besuchen."
Zum Künstler
Der Afrikanische Bildhauer und Druckgraphiker Jems Robert Koko Bi studierte in Abidjan spanische Geschichte und Kunst. 1997 erhielt er ein DAAD Stipendium und wurde an der Kunstakademie Düsseldorf Meisterschüler bei Professor Klaus Rinke.
In seiner bildhauerischen Arbeit verwendet er verschiedene Holzarten, aus denen er sowohl figürlich-naturalistische als auch abstrakte Formen herausarbeitet. Er selbst schreibt über seine Vorgehensweise: „Holz ist faszinierend, lebendig, warm und anwesend. Es ermöglicht das Spiel der Formen, die Konfrontation zwischen Volumen und Leerraum, das Positiv und das Negativ. Dieses Spiel ist für den klar strukturierten Raum Ausdruck gebend. Während der Arbeit beginnt ein neues Erlebnis mit ihm. Ich bemühe mich jede Minute zu jeder Zeit, um seine originelle Form und meine Idee zusammen auf einen gemeinsamen Punkt zu bringen.“
Insbesondere in Deutschland und Afrika ist er mit vielen seiner Skulpturen und Projekten auf Ausstellungen vertreten. Er lebt und arbeitet in Essen.
Hintergrund
Jems Robert Koko Bi schuf die dreizehnte Baumskulptur für das 1993 vom Kunstverein Gelsenkirchen ins Leben gerufene und sich seither sukzessive weiterentwickelnde Projekt „Kunst am Baum“. Wie bei der sogenannten „Kunst am Bau“ wird hier der museale Rahmen verlassen und der öffentliche Raum gesucht, um zufällige Begegnungen mit Kunst zu ermöglichen.
Als Standort für das Skulpturenprojekt wurde der Bereich des Schlossparks Berge, westlich der Adenauerallee und nördlich des Sees von Schloss Berge zur Verfügung gestellt. Dort vorhandene kranke, überalterte und verkehrsgefährdende Bäume, die ohnehin gefällt werden sollten, wurden zur künstlerischen Bearbeitung frei gegeben. So konnten unmittelbar vor Ort in der Auseinandersetzung mit dem lebenden, noch verwurzelten „Material“ und der Umgebung interessante Konzepte entstehen, die sich auf vielfältige Weise mit der Verbindung von Kunst, Mensch und Natur auseinandersetzen. Insbesondere die Vergänglichkeit des Materials und der Pflanzenwachstum im direkten Umfeld wirken in die Gestaltung mit ein. Die Baumskulpturen verändern sich fortwährend, werden Teil der Umgebung sowie natürlicher Verwitterungsprozesse und verweisen auf diesem Wege auf Werden und Vergehen der Dinge. Vorgesehen ist, dass alljährlich eine neue Skulptur hinzukommt: Anstelle einer mühevollen und letztlich nicht realisierbaren Konservierung sind für die „Kunst am Baum“ immer neue Ideen gefragt.