Schimpfle-Andresen, Jochen - Der Läufer
Skulptur,
1995
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen (Referat Kultur)
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen (Refeat Kultur)
Zum Objekt
Diese Auftragsarbeit des evangelischen Krankenhauses an den Munckelstraße schuf Schimpfle-Andresen 1995. Die Einbeziehung einer bereits vorhandenen Krankenhausfigur in Form einer Grafik sollte bei diesem Auftrag beachtet werden. Zu sehen war eine in Grüntönen gehaltene Doppelfigur, die einen Patienten mit seinem Helfer darstellte. Diese grafische Figur nahm Schimpfle-Andresen als Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser Skulptur auf. Jochen Schimpfle-Andresen erläutert selbst: „Man sieht, dass sich die Form aus dem Kreis entwickelt. Der Kreis steht als Symbol des Vollkommenen, eine Form des Wohlfühlens, des Ansprechenden. Und aus diesem Rund, aus dieser Ruhe, entstand der ‚Läufer’ mit seiner Dynamik.“ Die Leitung des Krankenhauses strebte an, dass diese Figur an diesem Platz als sogenannter Hingucker Aufmerksamkeit erregen sollte. Neben der Grundfarbe Grün weist eine ganze Palette von Farben auf die Vielfältigkeit des Krankenhausangebots hin. Die Farbsymbolik spielt bei den Arbeiten von Schimpfle-Andresen eine große Rolle. Die Ton- und Glasurverarbeitung bietet ihm dafür viele Möglichkeiten. „Das ist das Schöne an meiner Tätigkeit: Der Einsatz verschiedenster Materialien zum Erreichen einer maximalen künstlerischen Aussage. Beim "Läufer" steht Grün als Symbol für Wachstum, Gesundheit und Heilung. Außerdem wirkt diese Farbe beruhigend auf den Betrachter“, erläutert Schimpfle-Andresen. Er führt weiter aus: „Die Graublautöne - also kühle Farbtöne - symbolisieren Wissenschaft und Praxis. Die Rottöne weisen auf ein engagiertes Ringen des Krankenhauspersonals um die Gesundheit des Patienten hin. Hinweisen möchte ich noch auf die markanten Linien hier in der Form der Fugen. Sie zeigen die physische und psychische Verfassung der Patienten. Man sieht den Schmerz, die Fieberkurve, Aggression, Wohlbefinden und den Frieden.“
Zum Künstler
Jochen Schimpfle kam 1940 im hessischen Wertheim am Main zur Welt und wuchs unter fünf Geschwistern auf. Nach der Schule lernte Schimpfle sein erstes Handwerk in einem metallverarbeitenden Betrieb, bevor er noch ein Praktikum in der Keramikindustrie absolvierte. Durch sein Studium an der Werkskunstschule (heute Kunsthochschule) in Offenbach lenkte er seine Ambitionen in den gestalterischen Bereich. Es folgten weitere Praktika in verschiedenen renommierten Ateliers, so dass er seine Kenntnisse, Fähigkeiten und die nötigen Arbeitsprozesse im Umgang mit dem Werkstoff Ton vertiefen konnte. Nach dieser Ausbildungszeit übernahm Jochen Schimpfle für vier Jahre die Leitung der Werkstatt vom Professor für Keramik in München Klaus Schultze in Überlingen. Seit 1968 lebt und arbeitet er in Überlingen-Bambergen und schuf seitdem viele Skulpturen und Windspiele für den öffentlichen Raum, die auch in den USA, Kuwait, England, Australien, Südafrika, Japan, Dänemark u.v.a. Ländern zu sehen sind. So findet sich auch ein Windspiel im Park vom evangelischen Krankenhaus an der Munckelstraße. Schwerpunkt öffentlicher Arbeiten von Jochen Schimpfle ist seit Jahren u.a. auch die Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum.
Hintergrund
Erst im Sommer 2009 besuchte der Künstler persönlich Gelsenkirchen, um die Skulptur zu überarbeiten. Die handgearbeiteten Mosaiksteine und die Fugen wurden gereinigt, so daß der „Läufer“ wieder im neuen Glanz erstrahlt. Jochen Schimpfle-Andresen bereist sehr gerne das Ruhrgebiet und Gelsenkirchen: „Der Umgang der Menschen im Ruhrgebiet untereinander gefällt mir sehr. Hier wird Integration gelebt. Ich freue mich, auch im Kulturhauptstadtjahr 2010 wieder zu kommen“, lies Schimpfle-Andresen wissen.