Yves Klein realisierte die blauen Wandreliefs in Zusammenarbeit mit dem Architekten Werner Ruhnau Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen zwischen 1957 und 1959. Es handelt sich um zwei Strukturreliefs (jeweils ca. 20 x 6,5 m) und jeweils zwei Schwammreliefs (ca. 11 x 6 und 11 x 2 m) im Foyer und im Garderobenbereich. Auf strukturierten Feinputzflächen und Naturschwämmen sind matte und zum Teil schwach gebundene ultramarinblaue Farbschichten appliziert, mit denen Klein eine neue Farbwahrnehmung intendierte.
Erstmals werden im Rahmen dieser Studie die verwendeten Materialien wie Schwämme, Pigmente und Bindemittel sowie deren Veränderungen nach über 60 Jahren genauer analysiert. Die Entstehungsgeschichte soll auf der Grundlage einer Sichtung von zahlreichen Dokumenten in verschiedenen Archiven und der Analyse von Materialproben rekonstruiert werden. Darüber hinaus erfolgen eine fotografische Dokumentation sowie eine systematische Kartierung der Zustandsveränderungen. Im Kontext einer Risikoanalyse werden unter anderem die Umgebungsbedingungen aufgezeichnet und ausgewertet.
Für die geplante Reinigung werden anhand konservatorischer, ethischer und ästhetischer Gesichtspunkte der angestrebte Reinigungsgrad bestimmt sowie Testreihen zur Reduzierung der Staubschichten (u.a. mit verschiedenen Druck- und Saugluftsystemen) an Probekörpern und nachfolgend an den Werken durchgeführt. Zugleich gilt es künftige Staubablagerungen auf den Reliefs durch geeignete Maßnahmen, wie z.B. die Optimierung der Luftfilterung zu verlangsamen. Die Fallstudie wird in Kooperation mit dem CICS der TH Köln und der Denkmalbehörde Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erarbeitet. Sie fokussiert auf die Problematik und Konzepte zur Reinigung und Pflege von moderner baugebundener Kunst in stark frequentierten öffentlichen Gebäuden.