23. Februar 2017 bis 30. April 2017 - „Macht – Ohnmacht“. Ein Holzschnittzyklus von Karl-Heinz Langowski
Erstmals im Kunstmuseum Gelsenkirchen ausgestellt wird der aus den 1970er Jahren stammende Holzschnittzyklus des Gelsenkirchener Künstlers Karl-Heinz Langowski. Unter dem Titel „Übergänge: Macht – Ohnmacht“ fertigte Langowski 12 Blatt zu einem Thema, das in der heutigen Gesellschaft und in der momentanen politischen Landschaft aktueller nicht sein könnte. Der Mensch wird als Spielball begriffen, als variable Größe zwischen den Polen von Herrschaft, Macht, Willkür auf der einen Seite und Ohnmacht, Gefolgschaft, Gefangenschaft auf der anderen Seite. Wie funktioniert dieser Übergang? Gibt es Auswege, Lösungen für den Einzelnen, für die Gemeinschaft? Karl-Heinz Langowski (Jahrgang 1931) setzt mit diesem Zyklus ein künstlerisches Statement. In seinem quadratischen Bildgeviert gibt es stets eine Kumulation von Menschen auf engstem Raum. Ganz im Sinne der groben Holzschnitttechnik sind die Figuren meist auf Kopf und Rumpf reduziert. Sie erinnern an Puppen oder Schachfiguren, die auf dem Spielbrett hin und her geschoben werden. Aber in der Variation der Figuren – teils mit Binnenzeichnungen - gibt es subtile Ausdifferenzierungen. Auch die Anordnung der Figurenstafetten mal längs, dann quer oder sogar geneigt, mal isoliert, mal ineinander verschachtelt, ist je nach Blatt unterschiedlich ausformuliert. Die Komposition in der Fläche, häufig an Achsen oder Symmetrien orientiert, wandelt sich von Blatt zu Blatt. Der Betrachter ist aufgefordert, diese Feinheiten zu entdecken und Bezüge herzustellen.
Das Mappenwerk wurde 1977 in einer Auflage von 50 Exemplaren gedruckt, alle handsigniert. Der Zyklus kam 2016 im Rahmen einer Schenkung aus privater Hand in die Sammlung des Kunstmuseums Gelsenkirchen
2. Mai 2017 bis 9. Juli 2017 „Bruchstücke eines Traums“. Arbeiten des jungen westen auf Papier
Die Künstlergruppe „junger westen“ gründete sich 1948 mitten in der Trümmerlandschaft des Ruhrgebiets. Nach dem NS-Regime und dessen rigider Kulturpolitik war die Verbindung zur Moderne abgerissen. Hier wollten die Künstler jedoch anknüpfen und gleichzeitig das neue Lebensgefühl und die Industriekultur, in der sie lebten und arbeiteten, in ihren Werken ausdrücken, um so zu einer zeitgemäßen Bildsprache zu finden. Allen Grafiken der Ausstellung im Grafikkabinett des Museums ist das Spiel mit Abstraktion und Gegenstand sowie die Suche nach einer eigenen Formensprache gemein.
Künstler: HAP Grieshaber, Hann Trier, Hubert Berke, Georg Meistermann, Emil Schuhmacher, Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen
11. Juli 2017 bis 17. September 2017 - Tierisch!
Künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Tier in der GrafikTier gehören zu unserem Alltag. Viele leben mit ihnen, einige arbeiten mit ihnen und wieder andere fürchten sich vor ihnen. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Tier spätestens mit Dürers „Feldhase“ zum Motiv der Bildenden Kunst wurde. Künstler setzten sich mit der Schönheit des Tieres, mit den Kraft und Stärke oder deren Verschiedenheit zum Menschen auseinander.
Im Grafikkabinett zeigt das Kunstmuseum Gelsenkirchen nun Grafiken der eigenen Sammlung, die sich mit dem Tier auseinandersetzten. In Tier-Studien, wie beispielsweise von Hans von Marées, kann man beobachten wie die Proportionen des Tiers analysiert werden. Ewald Mataré setzt sich genauer mit unseren Nutztieren auseinander. Marc Chagall widmet sich Affe und Leopard im Zoo und Walter Ebke ergründet die Tiere im Ruhr-Zoo. Auch die Welt der Tiere unter Wasser findet eine eingehende Beschäftigung bei vielen Künstlern.
Ausgestellte Künstler: Hans von Marées, Ewald Mataré, Karl Philipps, Max Ernst, Walter Ebke, Franz Marten, Marc Chagall, Ernst Demes und Renée Sintenis.
19. September 2017 bis 23. Dezember 2017 - Grafiken des Informels
Das Informel ist nicht im eigentlichen Sinne ein Stil, sondern fasst eine künstlerische Haltung zusammen: Künstler wollten Farbe und Form befreien und das spontane und gestische in ihre Werke integrieren. Nicht die konzentrierte Komposition ist Ziel des Arbeitens, sondern der Prozess selbst. Der Akt des Malens und die Formauflösung jenseits des Gegenstandes oder der geometrischen Abstraktion sind maßgeblich für die Künstler des Informel.
Seit 1952 hatte sich der Begriff „Informel“, der in Frankreich eingeführt wurde, in Deutschland etabliert. Die Künstler, die nach den Schrecken des 2. Weltkriegs nach neuen Kunst- und Ausdrucksformen suchten, hatten wieder die Möglichkeiten sich mit Kollegen in Frankreich und Amerika auszutauschen und ihre neuen Ideen zu realisieren. So entstanden im Westdeutschland der 1950er Jahre zahlreiche Ausstellungen zur neuen Kunstrichtung.
Das Kunstmuseum Gelsenkirchen zeigt in seinem Grafikkabinett elf grafische Arbeiten des deutschen Informel aus den eigenen Beständen. Dabei fällt nicht zuletzt auf, dass die meisten Arbeiten nicht betitelt wurden, was dem Streben der Künstler nach der Loslösung vom Gegenstand entspricht. In einer nicht betitelten Farbradierung von Emil Schumacher fließt eine rote Fläche scheinbar ohne Ziel durch das Blatt. In einer Komposition von Ernst Wilhelm Nay von 1952 wandern gelbe, blaue und schwarze Flächen und Linien gestisch durch die Arbeit. Ganz anders setzt Bernhard Schultze feine farbige Linien übereinander, die Gegenstände erahnen lassen und sich in ihrer Überlagerung doch auflösen.
Künstler der Ausstellung: Peter Brüning, Karl Fred Dahmen, Hans Hartung, Gerhard Hoehme, Ernst Wilhelm Nay, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Bernhard Schultze, Emil Schumacher, Walter Stöhrer, Fred Thieler