Suchtprobleme sind in unserer Gesellschaft so weit verbreitet, dass ein Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt davon betroffen ist. So liegt in Nordrhein-Westfalen der Anteil abhängigkeitskranker Menschen bezogen auf die Gesamtbevölkerung bei schätzungsweise 20 bis 25 Prozent. Dennoch werden Suchtprobleme - insbesondere Probleme wegen Konsum legaler Suchtstoffe - oftmals verkannt oder verdrängt. Der Umgang mit Sucht ist für Mensch wie Gesellschaft kompliziert; Abhängigkeitserkrankungen gelten so oftmals - anders als andere chronische Krankheiten - als weitgehend selbstverschuldet.
Die Art der Suchterkrankungen ist vielfältig. Dazu gehören Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist abhängig von illegalen Suchtstoffen wie Opiaten, Kokain, Haschisch, Amphetaminen, Halluzinogenen und synthetischen Stoffen. Menschen können auch an stoffungebundenem Suchtverhalten leiden wie pathologisches Spielen, Kauf- oder Internetsucht etc. All diese Suchterkrankungen werden als psychiatrische Erkrankungen von Psychiatern behandelt.
Neben präventiven Hilfen für Kinder und Jugendliche sind Hilfsangebote für Menschen mit Suchterkrankungen in erster Linie Gesundheitshilfen, Hilfen zur Existenzsicherung und Hilfen zur Schadensminderung. Die Hilfen sind so angelegt, dass es Hilfen zur Selbsthilfe sind, um Menschen wieder zu einem selbstbestimmten Leben und Wohnen ohne Suchtstoff oder Suchtverhalten zu befähigen. Weitere Maßnahmen helfen, Menschen mit Suchterkrankungen beruflich und sozial wieder zu integrieren.
Die Stadt Gelsenkirchen hat für Menschen mit Suchterkrankungen sowie für deren Familien und Freunde ein gut ausgebautes differenziertes Netz aufgebaut. Dazu gehören Beratungsstellen, niedrigschwellige und sogenannte aufsuchenden Hilfsangebote - also Hilfen, die die Menschen in ihrem Zuhause erreichen.
Erste Anlaufstelle für Menschen mit Suchterkrankungen und für deren Angehörige ist der Sozialpsychiatrische Dienst der Stadt Gelsenkirchen. Hier arbeiten Fachkräfte aus den Bereichen Medizin, Sozialwissenschaften, Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Krankenpflege.
Der Sozialpsychiatrische Dienst unterhält auch eine ärztlich geleitete Methadonambulanz, die mit einem Facharzt der Psychiatrie, einer Sozialarbeiterin und Arzthelferin besetzt ist.
Der Sozialpsychiatrische Dienst und seine Methadonambulanz bieten erwachsenen Menschen mit Suchterkrankungen Hilfen zur Selbsthilfe an sowie Hilfen für ein selbständiges Leben - ganz im Sinne einer gelungenen Inklusion. Zur Schadensminderung („Harm Reduction“) unterstützt er Menschen darin, die Beeinträchtigungen und Gesundheitsschäden zu mildern, die durch ihre Abhängigkeit von Opiaten oder anderen Suchtstoffen entstanden sind.