Die Montanindustrie in Gelsenkirchen hatte vor allem Männern einen Arbeitsplatz geboten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es, mit der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen einen Industriezweig anzusiedeln, der in größerem Umfang Frauenarbeitsplätze zu bieten hatte. Viele zuvor in Ost- und Mitteldeutschland beheimatete Betriebe der Bekleidungsindustrie siedelten sich in Gelsenkirchen an. Anfang 1949 bestanden bei 42 (davon 37 neu gegründeten) Betrieben 3.100 Arbeitsplätze und Ende 1950 in über 50 Betrieben über 5.000 Arbeitsplätze.
Als sich die Stadt Gelsenkirchen in einer frühen Anstrengung zur Förderung der lokalen Wirtschaft um die Bekleidungsindustrie bemühte, konnte noch niemand wissen, dass auch dieser Industriezweig bald in eine Strukturkrise geraten sollte. Schon Ende der 1950er Jahre hatte auch die Bekleidungsindustrie mit der Verschärfung der internationalen Konkurrenz und Importen aus "Billiglohnländern" zu kämpfen. 1958 wurde so in den ersten zehn Gelsenkirchener Textilbetrieben kurzgearbeitet. Die vielen Mittelbetriebe der Gelsenkirchener Bekleidungsindustrie schlossen dann nacheinander ihre Pforten. Die meisten Betriebe gingen in den 1970er Jahren in Konkurs. Gelsenkirchen verlor seine dringend benötigten Frauenarbeitsplätze wieder. Auch viele Bergleute, die z.B. für die Firma Eurovia für die Textilindustrie umgeschult worden waren, wurden innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal arbeitslos. In der Gegenwart existieren nur noch Reste der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen.