Im schulischen Vorfeld der Hochschulen erfolgte in der ganzen Bundesrepublik, im Ruhrgebiet aber auch zur Deckung eines gewaltigen Nachholbedarfs, ein enormer Ausbau weiterführender Bildungseinrichtungen. Gerade die Ruhrgebietsstädte hatten die geringsten Bildungsdichten (Anteil der 16- bis 19jährigen, die weiterführende Schulen besuchen) der Bundesrepublik. Verbunden war die Expansion im Bereich der weiterführenden Schulen mit den umfangreichen Reformbemühungen der späten 1960er und der 1970er Jahre, die vor allem auch Übergänge zwischen den Schulformen schufen und die soziale Selektion des Bildungssystems abschwächen sollten.
Im Ruhrgebiet entstanden zwischen 1968 und 1978 24 neue Realschulen und 21 neue Gymnasien, die Mehrzahl der Gesamtschulen im Land NRW fand ihren Standort im Revier. 1976 bestanden dort 15 Gesamtschulen, darunter bei den frühen Gründungen die Gelsenkirchener Gesamtschule Berger Feld. Hinzu kamen Einrichtungen für den "zweiten Bildungsweg". Gelsenkirchen erhielt so seit den 1960er Jahre verschiedene neue weiterführende Schulen mit erheblichen und durchaus ausgelasteten Kapazitäten. Mitte der 1980er Jahren wurde im Revier eine mit anderen Ballungsräumen vergleichbare Dichte weiterführender Schulen erreicht. Insbesondere ein gegenüber anderen Regionen größerer Anteil von Schülern im Ruhrgebiet besuchte die zahlreichen Gesamtschulen. Es dauerte naturgemäß lange, bis die Bildungsstruktur sich wandelte bzw. im Sinne höherer formaler Bildungsabschlüsse verbesserte. Das Ruhrgebiet als Ganzes hat sich in seiner Bildungsstruktur den Strukturen im Land Nordrhein-Westfalen weitgehend angeglichen, allerdings gibt es noch einige lokale Defizite, insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet. Die Bildungsgeschichte des Ruhrgebiets ist bislang wenig untersucht, doch dürften die Folgen der Bildungsexpansion in kaum einem gesellschaftlichen Bereich und auch in ihrer wirtschaftlichen Wirkung für die Qualifikationen der Ruhrgebietsbevölkerung und das Arbeitskräftepotential unterschätzt werden. Auch und gerade für die Herausbildung eines regionalen Selbstbewusstseins bis hin zur Beschäftigung mit der eigenen Geschichte dürften der intergenerationelle Zuwachs von Bildung und die Herausbildung einer Schicht selbstbewusster nunmehr höher gebildeter Arbeiterkinder besondere Bedeutung haben.