Seit den 1950er Jahren dienten die besonderen politischen Strukturen im Ruhrgebiet zur Durchsetzung von Arbeitnehmerinteressen in Betrieb, Stadtteil, Stadt und Region. Hier wurde für Wohnungen gesorgt, hier wurden Lösungen zur Bewältigung der Folgen des Strukturwandels mit seinen zahlreichen Betriebsschließungen gefunden und wichtige materielle Verbesserungen erreicht. Auch in der Kommunalpolitik wurden Einrichtungen geschaffen, die der Masse der Bevölkerung, ihren sozialen Interessen und ihren Freizeitbedürfnissen dienen sollten - Sportanlagen, der Ruhr-Zoo, Grünflächen und auch das Theater sind Beispiele des Ausbaus der Infrastruktur für die Bevölkerung.
In der zunehmend differenzierten Gesellschaft der Bundesrepublik gelingt es aber immer weniger, solche Kommunikationsgeflechte aufrechtzuerhalten, weil die verschiedenen Gruppen immer schwerer zusammengeführt werden können. Bei den Wahlergebnissen ist auch in Gelsenkirchen diese Desintegration vor allem an der absinkenden Wahlbeteiligung zu erkennen. Aus den sogenannten neuen sozialen Bewegungen entstand die Partei Die Grünen und insgesamt zeigte sich in der jüngsten Zeit eine Dekonzentration des Parteiensystems. Vor dem Hintergrund der Zumutungen des Strukturwandels schafften es auch rechtsextremistische Gruppierungen in der Gelsenkirchener Bevölkerung einige Anhänger zu finden, wie die nachfolgende Übersicht von Wahlergebnissen zeigt.