Auf dem Gelände des heutigen Wissenschaftsparks begann die Geschichte der Eisengussindustrie Gelsenkirchens. Sie stand im Zeichen des industriellen „take-off“ des 19. Jahrhunderts.
1861 gründeten Hermann Strassburger und sein Bruder Johann an der Rheinelbestraße eine kleine Eisengießerei und legten damit den Grundstein für eine lange und erfolgreiche Entwicklung. Zu dieser Zeit war Gelsenkirchen auf dem Sprung zur Montanstadt und die Eisengießerei profitierte als Abnehmer und Lieferant von dem Aufschwung der umliegenden Zechen.
1865 trat der Kaufmann Wilhelm Munscheid in das Unternehmen der Gebrüder Strassburger ein. Die Geschäfte liefen so erfolgreich, dass neben der Eisengießerei ein zweites gemeinsames Unternehmen, das „Gussstahlwerk Munscheid & Co.“, gegründet wurde. Es erhielt die beiden ersten Temperöfen, die aus dem spröden Guss ein leichter zu bearbeitendes Eisen machten. Hergestellt wurden Teile für den Bergbau, aber auch Gussstücke für die Eisenbahn und die Stahlindustrie oder den Schiffbau. 1885 wandelte Wilhelm Munscheid die beiden Werke in die „Wilhelm Munscheid, Eisengießerei und Maschinenfabrik“ um. Zielstrebig achtete er auf die Ausweitung des Produktprogramms sowie auf die Erhöhung von Produktivität und Qualität und führte sein Unternehmen 1889 in die „Gelsenkirchener Gußstahlund Eisenwerke AG, vormals Munscheid & Co“ über. Um die Jahrhundertwende galt das Unternehmen als die größte Tempergießerei der Welt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Verwaltungsgebäude an der Bochumer Straße errichtet. Seit dieser Zeit bürgerte sich trotz mehrfacher Besitzer- und Namenswechsel der Begriff „Gelsenguss“ ein, man sprach vom „Gußstahlwerk“.
1984 wurde wegen des Niedergangs der Kohle- und Schwerindustrie des Ruhrgebiets die Produktion des Werks eingestellt. Das Werk wurde abgerissen, das Verwaltungsgebäude zunächst als Arbeitsgericht und in der Gegenwart als Zentrum für Talentförderung der Westfälischen Hochschule genutzt. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park entstand auf der Industriebrache der Wissenschaftspark, der 1995 eröffnet wurde.
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen,Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative in Partnerschaft mit Wilhelm Bauer, 2017