Buer erhielt im Jahr 1911 durch den preußischen König Wilhelm II. die Stadtrechte. Damals lebten 67.000 Menschen in der stetig wachsenden Gemeinde – mehr als doppelt so viele als noch zehn Jahre zuvor. Weil das ursprüngliche Amtshaus in der heutigen Horster Straße nicht mehr groß genug war, befand sich ein neues Gebäude bereits im Bau. Die feierliche Einweihung des Rathauses fand am 21. September 1912 statt. Erster Bürgermeister war damals Dr. Carl Russell, ihm folgte 1919 Emil Zimmermann. Das Gebäude verfügte über 100 Räume und vier Sitzungssäle. Der Turm ragte knapp 64 Meter in die Höhe. In die direkte Nachbarschaft zog auch das neue Lyzeum. Heute befindet sich hier die Gesamtschule Buer-Mitte. In den 1920er Jahren ergänzten das Finanz- und das Polizeiamt das „Buersche Forum“.
Im Januar 1919 kam es in Buer zu Gefechten zwischen Regierungstruppen, Freikorps und revolutionären Arbeitern. Das Rathaus wurde fünf Tage lang belagert. Vier Personen starben. In der Weimarer Republik war das Rathaus ein Ort der politischen Debatten demokratisch gewählter Stadtverordneter. Nach der Städtevereinigung von Gelsenkirchen, Buer und dem Amt Horst im Jahr 1928 tagte die Stadtverordnetenversammlung der neuen Stadt in Buer. 1933 zerstörten die Nationalsozialisten die kommunale Selbstverwaltung. Im Rathaus fanden brutale Gewalttaten statt. Im berüchtigten Zimmer 71, dessen genaue Lage heute nicht mehr lokalisiert werden kann, folterten SA und SS politische Gegner. Nach Kriegsende erfolgte der Wiederaufbau der kommunalen Demokratie. Rathaus und Turm wurden bis 1955 saniert und um einen Erweiterungsbau ergänzt. Das Gebäude erhielt einen Paternoster. Der Maler Eduard Bischoff gestaltete acht Glasfenster. Sie stellen die personifizierten Tätigkeiten der acht Hauptämter der Stadtverwaltung dar. Der Halfmannshof-Künstler Hubert Nietsch schuf das Relief „Arbeit, Familie und Kunst“. Es befindet sich seit 1958 über dem Eingang des Rathauses. Bis 1961 tagte der Rat der Stadt Gelsenkirchen vorwiegend im Rathaus Buer, auch heute finden dort regelmäßig Gremiensitzungen statt. Über die Jahrzehnte entwickelte es sich zum Technischen Rathaus der Stadt Gelsenkirchen. 1988 wurde das Gebäude samt Turm und Paternoster unter Denkmalschutz gestellt.
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative in Partnerschaft mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde e.V. und dem Förderverein für Stadt- und Verwaltungsgeschichte, 2023