In diesem Haus lebte zwischen 1950 und 1954 der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Richard von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Nach Kriegsdienst und Studium absolvierte der Jurist bei der Bergbau-Abteilung der Mannesmann AG in Gelsenkirchen die erste Station seines Berufslebens. Später wurde er Geschäftsführer eines südwestdeutschen Pharmaunternehmens.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Weizsäcker zwischen 1964 und 1970 als Präsident des Deutschen evangelischen Kirchentages bekannt. Im Jahr 1969 zog er für die CDU in den Deutschen Bundestag ein. Er vertrat den liberalen Flügel der Partei, setzte sich für Entspannungspolitik ein und engagierte sich in der Grundwertediskussion der CDU. Zwischen 1981 und 1984 war er Regierender Bürgermeister von Berlin. Im Jahr 1984 wurde Richard von Weizsäcker zum sechsten Bundespräsidenten gewählt. Am 8. Mai 1985 hielt er eine der bedeutendsten politischen Reden der Nachkriegsgeschichte. Im Bundestag bekannte er sich aus Anlass des 40. Jahrestages des Kriegsendes eindringlich und rückhaltlos zur historischen Verantwortung aller Deutschen, die sich aus den Menschheitsverbrechen des NS-Regimes ergibt. Er bezeichnete den 8. Mai als „Tag des Nachdenkens“ und als „Tag der Befreiung“. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit im Jahr 1994 behielt seine Stimme Gewicht. Richard von Weizsäcker bleibt als souveräne und glaubwürdige Persönlichkeit in Erinnerung. Mit seiner integrativen Kraft hat er das Amt des Bundespräsidenten nachhaltig geprägt. Richard von Weizsäcker starb am 31. Januar 2015 in Berlin.
Erstellt in Partnerschaft mit der Demokratischen Initiative Gelsenkirchen, 2015