Zwischen 1904 und 1907 führte das Deutsche Reich in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, einen Krieg gegen die indigene Bevölkerungsgruppe der Herero. Am 11. August 1904 kam es in der Nähe des Waterbergs zu einer entscheidenden Schlacht, die den Übergang der deutschen Schutztruppen von der kolonialen Kriegsführung zur Vernichtungsstrategie markiert.
Nach seiner militärischen Niederlage wurde das Volk der Herero, darunter viele Frauen und Kinder, in die wasserarme Omaheke-Wüste abgedrängt. Auf Befehl des deutschen Generals Lothar von Trotha riegelte die Schutztruppe die Wasserstellen am Rande der Wüste ab. In der offiziellen Darstellung des Kolonialkrieges durch den Großen Generalstab von 1906 heißt es dazu: „Die mit eiserner Strenge monatelang durchgeführte Absperrung des Sandfeldes [...] vollendete das Werk der Vernichtung. […] Die Herero hatten aufgehört, ein selbstständiger Volksstamm zu sein.“ Bis zu 80.000 Menschen, also etwa 80 Prozent der Herero, kamen auf diese Weise ums Leben.
Im Jahr 1939 wurde eine Erschließungsstraße in Gelsenkirchen nach dem Waterberg benannt. Auf diese Weise drückten die nationalsozialistischen Machthaber zum einen ihren Anspruch auf die Rückgewinnung der nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen Kolonien aus. Zum anderen erinnerten sie so an einen vermeintlich glorreichen Sieg. Die heldenhafte Verklärung des Militärischen sollte nicht zuletzt dazu beitragen, auf einen neuen Krieg vorzubereiten.
Heute wissen wir, dass die Schlacht am Waterberg für den Auftakt zum ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts steht. Eine Straße, die heute noch den Namen des Waterbergs führt, fordert dazu auf, sich der Gräueltaten des Kolonialismus zu erinnern und die eigene Geschichte zu hinterfragen.
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen,Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative 2016.