Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war das heutige Stadtgebiet von Gelsenkirchen überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Kleine Bauerschaften und einzeln stehende Höfe bestimmten das Bild der Emscherregion, bevor sie von der Industrialisierung erfasst und überformt wurde. Nur wenige der alten Bauernhöfe überstanden diese Entwicklung – einer von ihnen war der Westermanns Hof in Heßler.
Der Name des Hofes rührt daher, dass es sich um die westlichste Siedlung der alten Bauerschaft Heßler gehandelt hatte. Die erstmalige urkundliche Erwähnung des Hofes erfolgte im Jahr 1332 im sogenannten Kettenbuch (liber catenatus) des Stiftes Essen, das Henricus Westen als ersten Pächter aufführt.
Der Name der Pächterfamilie wandelt sich im Laufe der Jahrhunderte über „ter Westen“ schließlich zu „Westermann“. Der Hof blieb in dieser Zeit ein Stiftsgut der Fürstäbtissin von Essen. Als Unterhof gehörte Westermann zum Oberhof Nyenhusen.
Über Jahrhunderte blieb die Pacht in den Händen der Familie Westermann, die sich schließlich 1847 von der Grundherrschaft freikaufte. Im Jahr 1914 verkaufte der letzte Bauer namens Westermann den Hof an die Bergwerksgesellschaft Hibernia und zog fort. Die Zeche Wilhelmine Victoria setzte neue Pächter ein, die den Hof in den folgenden Jahrzehnten weiter landwirtschaftlich nutzten.
Heute befindet sich der Hof im Eigentum vom Ziegenmichel und wird als Ziegenmichelhof von der Landwirtin Sabine Müller als landwirtschaftlicher Betrieb geführt. Des Weiteren ist der Hof Ankerpunkt für Umwelt, Bildung, Integration und Regionalentwicklung für Bildung nachhaltiger Entwicklung (BNE).
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen,Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative in Partnerschaft mit dem Ziegenmichel, 2017