Manchmal gelten in Städten die Gebäude als besonders markant, die es nicht mehr gibt. So erinnern sich viele Menschen in Gelsenkirchen mit Wehmut an das abgerissene alte Bahnhofsgebäude, an dessen Stelle ein neuer Bahnhof errichtet wurde, der zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wegen seiner mangelnden Funktionalität und seiner wenig ansprechenden Gestaltung erneut umgebaut wurde. Neben dem alten Bahnhof, in den letzten Jahren seiner Existenz auch nicht gerade ein sehr ansprechendes Gebäude, ist ein weiteres abgerissenes, aber nicht vergessenes Bauwerk das alte Gelsenkirchener Rathaus, über das sich wohl auch geschmacklich streiten ließe. In der jungen Stadt Gelsenkirchen war schon länger über den Neubau eines Rathauses diskutiert worden, als viele Stadtverordnete am 21. Februar 1891 den Bau eines neuen Rathauses beantragten.
Wie es bei jungen aufstrebenden Kommunen üblich war, so auch wenig später in Buer, sollte für die Stadt ein Rathaus errichtet werden, das deren Größe und Bedeutung als eine der wichtigsten Kohlestädte des Kontinents symbolisierte. Zu einem Architektenwettbewerb wurden 53 Entwürfe für ein Gelsenkirchener Rathaus eingereicht. Obwohl ein erster, ein zweiter und ein dritter Preis in dem Wettbewerb vergeben wurden, erschien in Gelsenkirchen keiner der Entwürfe wirklich umsetzbar. So beauftragte man einen der Preisrichter mit der Erarbeitung eines neuen Bauplanes, der letztlich sehr an den Entwurf der Gewinner des Architektenwettbewerbs erinnerte.
Nach nur gut zweijähriger Bauzeit konnte das durchaus großzügige Rathaus am 20.09.1894 eingeweiht werden. Nur etwa dreißig Jahre später wurde das Gelsenkirchener Rathaus von den damaligen Stadtvätern und -müttern als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Wiederum wurde ein Architekturwettbewerb durchgeführt und schließlich das Hans-Sachs-Haus als neues Gelsenkirchener Rathaus errichtet. Das alte Rathaus am Gelsenkirchener Machensplatz überließ man der Polizei, die schon seit der Errichtung des Gebäudes ihre Gefängniszellen im Keller des Verwaltungsbaus hatte. Das alte Rathaus, das im Zweiten Weltkrieg nur beschädigt, nicht zerstört wurde, diente auch in der Nachkriegszeit als Polizeigebäude. Im Rahmen der Neuordnung der Gelsenkirchener Innenstadt wurde das alte Rathaus 1970 abgerissen. An dessen Standort steht heute das Hamburg-Mannheimer-Hochhaus.