Bis 1918 war Gelsenkirchen zu einer der bedeutendsten Montanstädte aufgestiegen. Nach der hohen Nachfrage nach dem Ersten Weltkrieg deuteten sich in den 1920er Jahren erste strukturelle Wandlungen an: Die Nachfrage nach Kohle und Stahl verringerte sich, die internationale Konkurrenz wurde stärker und erstmals machten sich andere Energiequellen (Mineralöl, Braunkohle, Wasserkraft) bemerkbar. Rationalisierungen der Energiewirtschaft und der Eisen- und Stahlindustrie zeigten Wirkung auf Kohleverbrauch und -absatz und schließlich auch auf die Arbeiterzahlen. Die Strukturkrise ging schließlich Ende der 1920er Jahre in die Weltwirtschaftskrise über.
Der Strukturwandel wurde dann aber im "Dritten Reich" unterbrochen: Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde in Gelsenkirchen um 1936 im Bergbau und in der Eisen- und Stahlindustrie wieder Vollbeschäftigung erreicht. Die Bergbauunternehmen profitierten von der Autarkiepolitik des "Dritten Reiches". Auch der Metallbereich in der Gelsenkirchener Industrie florierte infolge der Aufrüstungspolitik. Nach 1945 wurde durch die politisch motivierte Förderung der für den Wiederaufbau wichtigen Montanindustrie in der Nachkriegszeit im Ruhrgebiet und Gelsenkirchen wieder eine relativ einseitige Wirtschaftsstruktur errichtet. Über 50.000 Bergleute förderten Kohle, etwa 30.000 Menschen arbeiteten in der Eisen- und Stahlindustrie und damit verbundenen Betrieben (1955), die (Kohle-)Hydrierwerke in Horst und Scholven wurden auf Grundstoffchemie und Mineralölverarbeitung umgestellt. Zweimal - durch die Politik der Nationalsozialisten und durch die Notwendigkeiten des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg - war damit der eigentlich notwendige Strukturwandel zu einer differenzierten Wirtschaftsstruktur durch überregionale Entscheidungen verhindert worden. Einseitig war nur die Montanindustrie gefördert worden. Die Wiederherstellung des Ruhrgebiets als Zentrum der Kohleförderung und der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Energieproduktion schuf die Voraussetzungen für den Aufstieg anderer Regionen Westdeutschlands, die später auf das "altindustrielle" Ruhrgebiet herabschauen sollten. Die Wiederherstellung der montanindustriellen Strukturen, die sich längerfristig als belastend herausstellen sollte, wird bis in die Gegenwart als "Wiederaufbauopfer" verstanden.
Die lokalen und regionalen Akteure sahen nach 1945 die Notwendigkeiten des Wandels, der Ansiedlung neuer und vor allem auch von Frauen-Arbeitsplätzen und der Verbesserung der Bildungsstrukturen und der Lebensqualität. Ersatzarbeitsplätze waren schwer zu schaffen, ein Beispiel ist die Ansiedlung der Bekleidungsindustrie in Gelsenkirchen: Durch die Umsiedlung vorher in Ost- und Mitteldeutschland untergebrachter Betriebe der Bekleidungsindustrie erhielt Gelsenkirchen nach Kriegsende einen neuen Wirtschaftszweig, der Ende 1950 über 5.000 Arbeitsplätze bot. Gerade die neu gewonnene Bekleidungsindustrie war aber in den 1960er Jahren besonderer internationaler Konkurrenz ausgesetzt. Die meisten Mittelbetriebe der Gelsenkirchener Bekleidungsindustrie schlossen in den 1970er Jahren wieder. In dem weiterhin von der Montanindustrie geprägten Ruhrgebiet geriet der Steinkohlenbergbau am Ende des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und vor dem Hintergrund umfassender Wandlungen im Energiesektor in eine Überproduktionskrise. Die Krise der Eisen- und Stahlindustrie kam ab Mitte der 1970er Jahre noch hinzu. Für Gelsenkirchen kamen nach ersten Stilllegungen die schlimmsten Zechenschließungen 1966/67: Mit Graf Bismarck mit fast 7.000 Beschäftigten wurde eine der modernsten Zechen Europas stillgelegt, etwa gleichzeitig schloss auch die Zeche Dahlbusch.
In zahlreichen Strukturprogrammen und strukturpolitischen Projekten bemühten sich die Stadt, das Land Nordrhein-Westfalen, der Bund und die Europäischen Institutionen sowie Unternehmen, Arbeitnehmer und zahlreiche weitere Akteure um sie ökonomische, soziale und ökologische Bewältigung des Strukturwandels. Das Bild der Stadt zeigt, dass bei Berücksichtigung des Ausmaßes der Strukturwandelprobleme viel erreicht ist, allerdings auch noch weitere Bemühungen notwendig sind - aber Gelsenkirchen ist auf dem Weg.