Ende des 19. Jahrhunderts umfasste Nordostdeutschland die preußischen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen und Schlesien. Dort lebten als preußische Bürger Deutsche, Polen und Masuren.
Ostpreußen bezeichnete das Gebiet zwischen Weichsel und Memelmündung. Es erhielt seinen Namen nach den dort im Mittelalter lebenden Pruzzen. Ostpreußen war im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden erobert worden, der in dem pruzzischen Gebiet zahlreiche Dörfer und Städte gründete und das Land kolonisierte und christianisierte. Unter dem letzten Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht wurde das Gebiet 1525 unter Lehnshoheit Polens in das Herzogtum Preußen umgewandelt. Das Herzogtum Preußen wurde dann 1618 mit Brandenburg vereinigt und 1657/60 von der polnischen Lehnshoheit befreit. 1701 wurde das Land der Kurfürsten von Brandenburg mit Preußen zum Königreich. Nach der ersten polnischen Teilung 1772 und dem Erwerb Westpreußens setzte sich der Name Ostpreußen für die altpreußischen Gebiete durch. Ost- und Westpreußen wurden 1815 getrennt und dann wieder 1824/28 bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt, nach 1878 erfolgte wieder eine Aufteilung in Ost- und Westpreußen. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen Teile Ostpreußens zu Polen (Gebiet um Soldau) und unter alliierte Verwaltung und ab 1923 zu Litauen ("Memelgebiet"). Die restlichen Teile Westpreußens wurden nach dem Ersten Weltkrieg Ostpreußen angefügt, 1939 bzw. im Zuge des Zweiten Weltkrieges kamen die nach dem Ersten Weltkrieg abgetrennten Gebiete wieder zu Ostpreußen bzw. zum Reich. 1945 wurde der nördliche Teil Ostpreußens unter sowjetische, der westliche Teil unter polnische Verwaltung gestellt und die verbliebene deutsche Bevölkerung ausgesiedelt. 1990 wurde im Zusammenhang mit der Vereinigung von BRD und DDR der als Folge des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges entstandene Zustand endgültig bestätigt.
Westpreußen bezeichnete die Gebiete von Pommerellen, Kulm, Elbing, Christburg, Marienburg und die Hochstifte Kulm und Ermland, die der Deutsche Orden 1466 an Polen abtrat. 1659 wurde Westpreußen in das polnische Königreich eingegliedert. Im Zuge der ersten und zweiten Teilung Polens (1772 und 1793) fielen die westpreußischen Gebiete an Preußen, 1815 wurde nach dem Wiener Kongress Westpreußen wiedererrichtet. 1824/28 bis 1878 war Westpreußen mit Ostpreußen zur Provinz Preußen vereinigt, ab 1878 war Westpreußen wieder selbständige Provinz. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel der größte Teil Westpreußens an Polen, nur die östlich der Weichsel gelegenen Gebiete blieben nach Volksabstimmungen als Regierungsbezirk Westpreußen beim Deutschen Reich bzw. bei der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges kam Westpreußen wieder zum Reich ("Reichsgau Danzig-Westpreußen"). Nach 1945 kam das Gebiet unter polnische Verwaltung und bei der Vereinigung von BRD und DDR wurde das als Folge des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges zu Polen gekommene Gebiet 1990 endgültig als Teil Polens bestätigt.
Posen war im 10. Jahrhundert Sitz der Herzöge von Polen und polnisches Großherzogtum an der Warthe. 1779/93 fiel Posen an Preußen. Nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress wurde Posen zwischen Preußen und Russland geteilt, Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil bis zur Prosna, und Teile des Posener Gebietes wurden an die preußische Provinz Westpreußen angeschlossen. Das Großherzogtum wurde ab 1830 preußische Provinz. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Posen bis auf kleine westliche Randgebiete an Polen. Während des Zweiten Weltkrieges war Posen deutsch besetzt ("Reichsgau Wartheland"). Nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg fiel Posen wieder an Polen, was 1990 nach der Vereinigung von BRD und DDR endgültig bestätigt wurde.
Schlesien bezeichnete das Gebiet an der mittleren und oberen Oder. Seit dem Mittelalter wurde das Gebiet mehrfach geteilt und wieder zusammengeschlossen. Die verschiedenen Teile Schlesiens unterstanden unterschiedlichen Herrschaften (Polen, Böhmen, Brandenburg, Sachsen). Seit dem 16. Jahrhundert gehörte Schlesien zu Österreich und der Habsburger-Monarchie. Nach drei preußisch-habsburgischen Kriegen kamen gegen Mitte des 18. Jahrhunderts große Teile Schlesiens zu Preußen. Nach dem Wiener Kongress wurde die preußische Provinz Schlesien gebildet, die sich im Rahmen der Industrialisierung zu einer der reichsten Regionen Deutschlands entwickelte. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte unter weiterhin preußischer Herrschaft eine Teilung in Ober- und Niederschlesien. Die bei Österreich verbliebenen schlesischen Gebiete gingen zu kleineren Teilen an Polen und zu größeren Teilen an die Tschechoslowakei, dessen schlesische Gebiete im Rahmen nationalsozialistischer Expansionspolitik 1938 zum Sudetenland kamen. Die Teilung in Ober- und Niederschlesien wurde 1934/38 wieder aufgehoben und 1941 erneut unter Einbeziehung 1939 vom "Dritten Reich" angeeigneter Gebiete vorgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Schlesien abgesehen von kleinen Gebieten westlich der Lausitzer Neiße, die an die DDR gingen, an Polen, was 1990 nach der Vereinigung von BRD und DDR endgültig bestätigt wurde.