Die Anwerbung im Osten wurde angesichts der Erschöpfung der Arbeitskräftereserven im engeren Umfeld des Ruhrgebiets von den Zechenherren gezielt betrieben. Die Montanindustriellen des Ruhrgebiets unterhielten in den preußischen Ostprovinzen Werbebüros oder entsandten Werbeagenten. Die Zeche Hibernia schickte beispielsweise Briefe an die Gastwirte der ostpreußischen Dörfer, in denen es hieß: "Streng vertraulich! Wir bitten die Herren Wirte, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Arbeiter unter 26 Jahren, möglichst unverheiratet, hierher ziehen. Für jeden aus Ihrer Ortschaft zuziehenden Arbeiter zahlen wir Ihnen MK 3,-." Auch professionelle Werber zogen in die preußischen Ostprovinzen, hängten dort Werbeplakate aus, sammelten Auswanderungswillige und schickten sie mit Sonderzügen ins Revier.
Die Werbung der Ruhr-Industriellen war erfolgreich, weil die Lage der Menschen in den Ostprovinzen außerordentlich schlecht war. Dort hatten sich traditionelle landwirtschaftliche Produktionsweisen aufgelöst und im Zuge des Anstiegs der Bevölkerung waren die nordostdeutschen Regionen übervölkert. Gerade in Preußens Osten verfügte die Masse der Bauern über ausgesprochen kleine Betriebe, während ein großer Teil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sich in der Hand weniger Großgrundbesitzer, der sogenannten Junker, befand. Um 1880 arbeiteten etwa 80% der Bevölkerung der preußischen Provinzen Ost- und Westpreußen und Posen bei äußerst schlechter Bezahlung als Lohnabhängige in der Landwirtschaft. Die verarmte Bevölkerung suchte nach besser bezahlter Arbeit, um dann Land erwerben und eine eigenständige Landwirtschaft betreiben zu können. Der deutsche Westen war nicht das einzige Ziel der Auswanderer: Bis 1914 gingen etwa genauso viele polnisch sprachige Einwohner Preußens in die USA wie ins Ruhrgebiet.
Die Hoffnung, das eigene Schicksal durch die Arbeit in der Ruhrindustrie zu verbessern, war durchaus real - das Ruhrgebiet war für Arbeitskräfte attraktiv: Die Bergarbeiterlöhne lagen zwischen 1890 und 1913 um etwa 25% über dem Durchschnittslohn der Gesamtindustrie. Von 1888 bis 1913 wiesen die Bergarbeiterlöhne mit 2,72% die höchste jährliche Wachstumsrate aller Industriegruppen auf. In der Eisen- und Stahlindustrie lagen die Durchschnittslöhne in Rheinland-Westfalen regional ab Ende der 1880er Jahre bis 1913 um über 10 Prozentpunkte höher als im Reichsdurchschnitt. Solche Lohn- und Lebensstandarddifferenzen boten also einen erheblichen Anreiz zum Verlassen der Heimat und zum Aufgeben sozialer Bindungen. Hinzu kamen Abenteuerlust und die kolportierten Verlockungen des Stadtlebens. Einmal angestoßen, entfaltete die Wanderung von Nordostdeutschland ins Ruhrgebiet eine Eigendynamik, da die ersten Zuwanderer mit ihren Schilderungen aus dem Revier Verwandte und Bekannte nachzogen.