Köttelbecke adé: Das ist das Ziel bis 2020. Dann soll die Emscher vollständig renaturiert sein und die Landschaft der Region wieder zieren. Denn die Funktion als Abwasserkanals übernimmt jetzt ein unterirdisches Bauwerk. Zur Zeit des Bergbaus konnten keine Abwasserkanäle unter der Erde gelegt werden; zu groß war die Gefahr. Als kreative Lösung wurden die Emscher und ihre Nebenläufe zu offenen Abwasserkanälen umfunktioniert – eine Maßnahme, die dem Fluss ihren nur zweifelhaft schmeichelnden Spitznamen einbrachte und mit verheerenden Folgen für das Ökosystem einherging. Mit dem Ende der Bergsenkungen sind nun aber auch in der Emscher-Region unterirdische Abwasserkanäle möglich und die Emscher kann wieder in einen naturnahen Zustand zurückgewandelt werden – bei einer Flusslänge von 85 Kilometern und insgesamt 865 Quadratkilometern Einzugsgebiet ein Generationenprojekt. Am 24. September 2018 begann die schrittweise Inbetriebnahme des neuen unterirdischen Abwasserkanals.
Es gibt für solch ein Kanalsystem und solche Pumpwerke keine Blaupause, keine Erfahrungswerte. Daher nimmt die Emschergenossenschaft die Bauwerke schrittweise in Betrieb: Somit wird auch der Emscher-Fluss schrittweise sauberer – dies kann sich jedoch über mehrere Monate hinziehen. Der Abwasserkanal Emscher (AKE) startete am 24. September mit einigen wenigen Einleitungen im Bereich des östlichen Einzugsgebietes. In den darauf folgenden Wochen und Monaten wird die Emschergenossenschaft dann sukzessive immer weitere Einleitungen anschließen.
Der AKE ist das zentrale Bauwerk im Rahmen des Emscher-Umbaus. Ohne ihn ist die Abwasserfreiheit im Emscher-System undenkbar. Der AKE ist insgesamt 51 km lang und reicht von Dortmund bis Dinslaken. Schrittweise in Betrieb genommen wird der 35 km lange Abschnitt bis Bottrop, da weiter unterhalb noch am Pumpwerk Oberhausen sowie am hochliegenden Kanal bis Dinslaken gebaut wird. In dem Bereich zwischen Dortmund und Bottrop wurden 10.661 Kanalrohre mit Innendurchmessern von 1,60 bis 2,80 Meter und einem Gesamtgewicht von 213.747 Tonnen verbaut.
Zeitgleich mit dem AKE nimmt die Emschergenossenschaft auch die beiden in rund 40 Metern Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb. Diese Pumpwerke sind für die Funktion des AKE unerlässlich. Denn Ohne Pumpwerke würde der AKE bei einem Gefälle von 1,5 Promille Dinslaken in einer Tiefe von rund 80 Metern erreichen. Entstanden sind sie in gigantischen Baugruben – knapp 50 Meter tief mit einem Durchmesser von ebenfalls fast 50 Metern. Das Pumpwerk Gelsenkirchen hat später, wenn das Gesamtsystem fertig ist, eine ganz besondere Funktion: Es wird die Abwasserströme auf die Kläranlagen Bottrop und Dinslaken-Emschermündung verteilen. 11 Pumpen befördern in Gelsenkirchen rund 12.800 Liter pro Sekunde knapp 26 Meter hoch.