Im Mai 2020 trat durch fortschreitende Rückbaumaßnahmen zweier Häuser (Bochumer Straße 167 und 169) an der Ecke Bochumer Straße/ Virchowstraße am angrenzenden Nachbarhaus Nummer 165 eine geschichtsträchtige Wandreklame zum Vorschein, die auf ein ehemaliges Bekleidungsgeschäft verweist. Passende Anzüge und Überzieher kaufte man dieser zufolge, damals vor über 100 Jahren, in der Bahnhofstraße 83, nur eine Minute vom Hauptbahnhof entfernt, beim Herrenausstatter Alexander. Die freigelegte Wandreklame ist nicht nur in Bezug auf den Gelsenkirchener Einzelhandel ein historisches Artefakt, sondern auch hinsichtlich der einst lebendigen jüdischen Geschichte dieser Stadt. Die Biographien der Familie Alexander sind im Institut für Stadtgeschichte (ISG) konserviert und berichten über Flucht und Zwangsmaßnahmen im nationalsozialistischen Deutschland, wie der systematischen Enteignung jüdischer Bürgerinnen und Bürger, welche wie so viele andere auch, die Familie Alexander betrafen.
Vor dem Hintergrund des geplanten Neubaus durch die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (ggw), die am Standort barrierefreien und geförderten Wohnraum schaffen will, wird derzeit geprüft, inwiefern die historische Fassadenwerbung konserviert werden kann. In einem laufenden Verfahren zwischen der ggw, der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Gelsenkirchen und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wird aktuell ein Konzept zum Schutz der denkmalwerten Wandreklame abgestimmt. Bis zur finalen Fertigstellung des Konzeptes wird die durch die Untere Denkmalbehörde vorläufig unter Schutz gestellte Fassade weiterhin zu sehen bleiben.