Für die Industrie und ihre Arbeitskräfte musste im zuvor recht menschenleeren "Wilden Westen" Preußens die Stadt erst gebaut werden Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts wuchernden Industriedörfer aus Industrieanlagen, Siedlungen, Verkehrswegen, Brachen und Leerflächen konnten als relativ unselbständige kommunale Gebilde kaum die Mindestausstattung an Infrastruktur gewährleisten, die Urbanisierung blieb defizitär. Stadtentwicklung und Stadtgestaltung erfolgten unter der Vorherrschaft der Montanindustrie. Nachdem zunächst unzureichender privater Wohnungsbau mit allen seinen negativen Begleiterscheinungen wie Mietwucher und ungesunder Bauweise Wohnungen für die ersten zugezogenen Arbeitskräfte zur Verfügung stellte, sahen sich ab den 1860er Jahren die Industriebetriebe gezwungen, sich im Werkswohnungsbau zu engagieren, um überhaupt eine ausreichende Zahl von Arbeitskräften anwerben zu können.
Nachdem zunächst unzureichender privater Wohnungsbau mit allen seinen negativen Begleiterscheinungen wie Mietwucher und ungesunder Bauweise Wohnungen für die ersten zugezogenen Arbeitskräfte zur Verfügung stellte, sahen sich ab den 1860er Jahren die Industriebetriebe gezwungen, sich im Werkswohnungsbau zu engagieren, um überhaupt eine ausreichende Zahl von Arbeitskräften anwerben zu können. Die so genannten Kolonien wurden meist in unmittelbarer Nähe der Schachtanlagen errichtet, deren Standort meist keine Rücksicht auf gegebene bzw. überlieferte räumliche Strukturen genommen hatte. Praktisch entstanden berufs- bzw. betriebshomogene Wohngebiete. In den Kolonien, wo die Bewohner das gleiche Schicksal teilten, entwickelten sich alltägliche Formen der Solidarität und der Selbsthilfe, die angesichts unvollständiger Infrastrukturen die Bewältigung des Alltags oft überhaupt erst möglich machten. Die langfristige bis zum Strukturwandel der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart reichende gegenseitige Durchdringung verwandtschaftlicher, nachbarlicher und betrieblicher Solidaritäten und Loyalitäten der Menschen in den Stadtteilen prägten das Ruhrgebiet und Gelsenkirchen langfristig. Erst in einer Phase nachholender Urbanisierung in der demokratischen Weimarer Republik gelang es den kommunalen Gemeinwesen im Raum Gelsenkirchen, Infrastrukturen, öffentliche Gebäude und soziale und kulturelle Einrichtungen auszubauen. Nach den Zerstörungen des vom nationalsozialistischen "Dritten Reich" angezettelten Zweiten Weltkrieges wurden Gelsenkirchen und sein Stadtbild durch den sozialen Wohnungsbau für die wieder notwendigen Arbeitskräfte der Montanindustrie und eine erneute Phase der nachholenden Urbanisierung mit der Schaffung von zahlreichen öffentlichen Gebäuden wie beispielsweise des bis in die Gegenwart innovativen Theatergebäudes.