Während des Ersten Weltkrieges kam es im Herbst 1914 zu schweren Kämpfen im belgischen Flandern. Im Heeresbericht vom 11. November 1914 hieß es dazu: „Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ‘Deutschland, Deutschland über alles’ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie.“
An dieser Aussage stimmte nicht viel: Das Gefecht fand tatsächlich bei Bixschote statt, nicht bei Langemarck. Es endete mit einer deutschen Niederlage – und ob das Deutschlandlied gesungen wurde, ist mehr als fraglich. Dennoch bedeutete dieser Bericht die Geburt des „Mythos von Langemarck“.
Die heroische Verklärung des Opfermutes der deutschen Jugend spielte sowohl in der Propaganda während des Ersten Weltkrieges als auch in der Erinnerungskultur danach eine große Rolle. Nach 1933 nutzten die Nationalsozialisten diesen Mythos für ihre Zwecke. Indem sie den Tod auf dem Schlachtfeld verherrlichten, bereiteten die Nationalsozialisten, insbesondere die Hitlerjugend, Jugendliche auf einen neuen Krieg vor.
Im Jahr 1937 erhielt der „Mythos von Langemarck“ auch einen festen Platz in Gelsenkirchen: Aus der Langen Straße wurde die Langemarckstraße. Dieser Name blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg bestehen, obwohl in Gelsenkirchen viele Straßen, die an die NS-Zeit erinnern, mittlerweile umbenannt worden sind.
Heute erinnert „Langemarck“ an ein sinnloses Blutbad im Ersten Weltkrieg und daran, wie eine verfälschende Darstellung der Geschichte ausgenutzt wurde, um den Krieg zu verherrlichen. Der Straßenname fordert auf, Zusammenhänge zu hinterfragen, und mahnt zur Wachsamkeit gegenüber politischer Manipulation.
Erinnerungsorte – eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative in Partnerschaft mit der Gesamtschule Berger Feld, 2016