Siegfried Galliner wirkte ab 1914 in der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen als Rabbiner. Er stammte aus einer Lehrerfamilie und wurde am 25. Januar 1875 in der Kleinstadt Zinten (heute Kornewo) bei Königsberg (heute Kaliningrad) geboren. Nach dem Gymnasium besuchte er das Berliner Lehrerseminar und studierte an der Berliner Universität Philosophie, orientalische Sprachen und deutsche Literaturgeschichte. 1902 promovierte er in Erlangen zu einer arabischen Psalmenübersetzung. Nach der Rabbinerordination und Arbeit an der Schule einer jüdischen Gemeinde in Berlin wurde er Gemeinderabbiner und Lehrer an der jüdischen Religionsschule in Beuthen (heute Bytom).
Aus Oberschlesien wechselte er im Mai 1914 als Rabbiner zu der liberal orientierten jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen bemühte er sich um den Aufbau eines jüdischen Vereinswesens. Im Ersten Weltkrieg entstand zunächst ein Unterstützungsverein für notleidende Familien, den er zeitweise auch selbst leitete. Weiterhin regte er die Gründung eines jüdischen Schülervereins an und unterstützte das umfangreiche Vereinswesen im Umfeld der jüdischen Gemeinde. Die Schaffung einer jüdischen Schule geht außerdem auf seine Initiative zurück.
Nach der Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten musste Siegfried Galliner mit seiner Gemeinde die zunehmend verschärfte Erniedrigung und Verfolgung erleiden. Er bemühte sich, den Zusammenhalt zu bewahren und unterstützte jüdische Familien Gelsenkirchens bei ihrer Flucht aus dem „Dritten Reich“. Im Jahr 1939 floh Siegfried Galliner nach Misshandlungen aus Gelsenkirchen nach London. Siegfried Galliner starb am 3. März 1960 in London.
Erinnerungsorte - eine Aktion von Stadt Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte und Demokratischer Initiative
Partner: Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen, 2015