Dr. Paul Eichengrün ließ sich nach seinem Studium in Heidelberg als Zahnarzt in Gelsenkirchen nieder. Seine Praxis befand sich im Erdgeschoss seines Wohnhauses, an der heutigen Ecke Gildenstraße / Sparkassenstraße, das direkt gegenüber der Synagoge lag. Er war nicht nur ein angesehener Mediziner, sondern engagierte sich auch für den Sport: 1932 wählten ihn die Mitglieder zum Zweiten Vorsitzenden des FC Schalke 04. Ein Jahr später führte der Verein im Zuge der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ des Sports eine undemokratische Satzung ein. Da er Jude war, gab Eichengrün daraufhin schweren Herzens und unter der Devise „Alles für Schalke 04!“ sein Amt auf. Seine Sportbegeisterung und sein Organisationstalent kamen danach dem jüdischen Sportbund Schild zugute, in dem sich die aus den anderen Vereinen ausgeschlossenen jüdischen Sportlerinnen und Sportler zusammenschlossen.
Die Familie litt unter der fortschreitenden Ausgrenzung. Eichengrüns Praxis ging aufgrund der zunehmenden Hetze gegen Juden immer schlechter. Dennoch konnten sich Eichengrün und seine Frau Ilse zunächst nicht durchringen, Deutschland gemeinsam mit den beiden Kindern Laura und Werner zu verlassen. Während der Novemberpogrome 1938 verwüsteten Nationalsozialisten das Wohnhaus der Eichengrüns und verhafteten den Vater. Seine Frau konnte Paul Eichengrün nur gegen eine hohe Kaution freikaufen. Nach diesen schrecklichen Erlebnissen schickten die Eltern ihre Kinder mit einem
Kindertransport nach Großbritannien zu Pflegefamilien. Sie selbst konnten erst kurz vor Kriegsbeginn im Sommer 1939 folgen. Ein Jahr später gelangte die Familie in die USA. Das „Dritte Reich“ entzog Dr. Eichengrün die Staatsbürgerschaft und erkannte ihm 1942 den Doktortitel ab. Unter dem neuen Namen Paul Oakes baute er sich eine neue Existenz als Zahntechniker auf.