Blickfang in diesem Teil der Bahnhofstraße sind zwei Fassaden mit ungewöhnlichen Formen. Zuerst entstand das rechte Gebäude, das im Erdgeschoss ursprünglich ein Restaurant enthielt, oben lagen Wohnungen. Das linke Gebäude war ursprünglich ein Hotel. Beide Gebäude ähneln sich, sie entstanden jedoch nicht gleichzeitig. Aber sie hatten den gleichen Bauherrn, den Hotelier Clemens Feller. Seit den 1880er Jahren war Feller erst Pächter, dann Eigentümer des 1869 gebauten Hotels „Berliner Hof“. Er erwarb Nachbargrundstücke bis zur Weberstraße für einen attraktiven Komplex. Zuerst entstand 1904/05 das rechte Gebäude nach Entwürfen von Architekt Hans Guths aus Münster. Dann wurde 1906/08 das alte Hotel durch einen Neubau ersetzt, das einen Innenhof und einen großen Saal zur Weberstraße hatte. In die Erdgeschosse kamen vier Ladengeschäfte.
Beide Gebäude haben interessante Fassadendetails: Beim rechten Haus werden zwei Geschosse durch eingetiefte Bögen zusammengefasst, dazu als Kontrast im 3. Obergeschoß eine dichte Reihe kleiner Fenster und darüber ein weit vorspringendes geschwungenes Dachgesims. Die linke Fassade hat die Form von zwei identischen Giebelhäusern, die von einem Gelenkstück mit rundem Gesims und runden Balkonen zusammengefasst werden. Derart ambitionierte Jugendstil-Architektur ist in Gelsenkirchen selten. Sie zeigt das Selbstwertgefühl und die Bedeutung der Bürger zur Zeit der Großstadt-Werdung. Auf den industriellen Hintergrund verweisen Embleme in den Brüstungen, z.B. Flügelrad und Anker oder Gerätschaften wie das Fliehkraft-Sicherheitsventil einer Dampfmaschine und die Grubenlampe. 1913 übernahm Carl Göllner die Gebäude. Die Familie blieb bis in die 1970er Jahre Eigentümer. Dann wurde die Hotel-Nutzung aufgegeben, aber die unter Denkmalschutz stehende Fassade in einen Neubau einbezogen. Die Entwürfe dazu fertigte das Gelsenkirchener Architektur-Büro von Ernst-Otto Glasmeier.