Rosa Böhmer war neun Jahre alt, als sie am 13. August 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. In Auschwitz starben auch ihre Mutter und ihre acht Geschwister, ihr Vater war zwei Jahre vorher im Konzentrationslager Niederhagen ums Leben gekommen.
Rosa wurde am 22. September 1933 in Gelsenkirchen-Buer geboren, sie hatte die deutsche Staatsangehörigkeit und war katholisch getauft. Ihr Vater Karl Böhmer war Musiker; mit ihrer Mutter Anna und den Geschwistern lebten sie auf engstem Raum, zuerst in einem Wohnwagen, später in einer kleinen Wohnung. Als Angehörige der Sinti wurden sie von den Nationalsozialisten als „Asoziale“ bezeichnet und permanent vom Fürsorge- und Gesundheitsamt kontrolliert. Die Familie war von staatlichen Unterstützungszahlungen abhängig. Rosa wurde früh aus der Familie genommen und in ein Kinderheim „zur Erziehung“ gebracht, wo schreckliche Zustände herrschten. Sie kam als Pflegekind zu dem Ehepaar Johannes und Theresia Hunke nach Hövelhof im Kreis Paderborn, das sich liebevoll um Rosa kümmerte. Das Mädchen wurde am 5. März 1943 vermutlich direkt von der Schule abgeholt, nach Gelsenkirchen zurückgeschickt und von dort einige Tage später mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Die Pflegeeltern versuchten verzweifelt, Rosa zurückzuholen. Die Kriminalpolizei riet dem Ehepaar nun, anstelle des „Zigeunerkindes“ doch ein „arisches Waisenkind“ in Pflege zu nehmen. Nach dem Krieg suchten die Pflegeeltern mit allen Mitteln weiter und erfuhren so vom Tod des Mädchens. Rosa Böhmer teilte das Schicksal von Tausenden Sinti und Roma, die unter dem Rassenwahn der Nationalsozialisten leiden und sterben mussten.